Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan gefährdet die paramilitärische Miliz RSF mit ihrem Transportverbot für Medizingüter laut „Ärzte ohne Grenzen“ Hunderte Menschen. Besonders hoch sei das Risiko für Schwangere, die einen Kaiserschnitt benötigten, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin. Die RSF (Rapid Support Forces) haben den Transport von chirurgischen Hilfsgütern in Krankenhäuser in den von ihnen kontrollierten Gebieten der Hauptstadt Khartum untersagt. Das Verbot müsse sofort zurückgenommen werden, forderte „Ärzte ohne Grenzen“.
„Das Verbot ist eine skrupellose Taktik, die in den kommenden Wochen wahrscheinlich den vermeidbaren Tod von Hunderten von Menschen in Khartum zur Folge haben wird“, sagte die Notfallkoordinatorin von „Ärzte ohne Grenzen“ im Sudan, Claire Nicolet. Die Einschränkungen seien vor allem im Türkischen Krankenhaus im Süden Khartums spürbar. Es sei eine der wenigen Einrichtungen mit einem voll funktionsfähigen Operationssaal. Nach mehreren Vorfällen mit vielen Verletzten reiche das medizinische Material nicht einmal mehr für einen Monat. Zwei Drittel der Eingriffe, die Beschäftigte von „Ärzte ohne Grenzen“ in dem Krankenhaus vornehmen, seien Kaiserschnitte.
Nach Angaben der Hilfsorganisation verhängten die RSF das Verbot Anfang September. Auch die Einreise von medizinischem Personal nach Süd-Khartum falle darunter. So wolle die RSF die medizinische Versorgung verwundeter Soldaten verhindern. Das verstoße gegen das internationale Kriegsrecht, zu dem sich die Konfliktparteien im Sudan in der Erklärung von Dschidda im Mai erneut bekannt hätten. „Obwohl viele Teile der sudanesischen Regierung, internationale Organisationen und diplomatischer Akteure, die sich mit der Krise im Sudan befassen, über dieses Verbot informiert wurden, haben sie bisher nichts unternommen“, kritisierte Nicolet.
Im Sudan eskalierte am 15. April ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den RSF. Seitdem wurden laut UN-Angaben Tausende Menschen getötet, etwa sechs Millionen sind auf der Flucht. Die überwältigende Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder.