Osnabrück (epd). Der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, Bülent Ucar, hat mit Entsetzen auf Texte des Juristen und Publizisten Murat Kayman reagiert, die ihn in die Nähe des Antisemitismus rückten. Jeder, der ihn kenne und seine Schriften lese, wisse, dass er meilenweit davon entfernt sei, Juden zu diskriminieren oder anzufeinden, sagte Ucar am Dienstag auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kayman habe versucht, den Eindruck zu erwecken, er würde die Anschläge der Hamas auf Israel gutheißen. „Das ist rufschädigend und zielt auf meine Reputation.“ Er überlege derzeit, juristisch dagegen vorzugehen.
Kayman hatte in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ einen Instagram-Post Ucars vom 7. Oktober in einen Zusammenhang mit dem an diesem Tag begonnenen terroristischen Überfall der Hamas auf Israel gebracht. Ucar habe ein Video von feiernden, tanzenden jüdischen Männern mit einem zwinkerndem Emoji und einem „Guten Morgen“ gepostet, „als die deutsche Öffentlichkeit entsetzt die eintreffenden Nachrichten vom Terrorüberfall der Hamas verfolgte“, schrieb Kayman in dem „Spiegel“-Beitrag. Er ist Mitbegründer der Alhambra-Gesellschaft und ehemaliger Justiziar des Islamverbands Ditib.
Auf seiner eigenen Homepage erwähnt Kayman Ucars Instagram-Post erstmals am 9. Oktober. Er bezeichnet ihn in seinem Online-Beitrag als „augenzwinkerndes Signal an seine muslimischen Follower, was für einen freudigen Morgen er als Muslim angesichts dieser Nachrichten gerade hat“. Kayman wirft Ucar „vermeintlich 'geschicktes' menschenverachtendes Jonglieren mit dem Judenhass seiner Follower“ vor.
Ucar betonte, er habe das Video samt Zwinker-Emoji tatsächlich am Morgen des 7. Oktober auf Instagram gepostet - allerdings bevor die ersten Nachrichten über den Terrorangriff der Hamas in den Medien aufgetaucht seien. Der Post sei auf den letzten jüdischen Feiertag des Laubhüttenfestes (30. September bis 7. Oktober) gemünzt gewesen. Er habe darauf sogar „Likes“ von jüdischen Freunden erhalten. Das lasse sich eindeutig anhand der Uhrzeiten belegen, sagte Ucar, der auch Direktor des Islamkollegs Deutschland ist.
Auch der Judaist Frederek Musall, Professor für Jüdische Studien und vergleichende Religionswissenschaften der Universität Würzburg, hat Ucars Beitrag nach eigenen Angaben am Morgen des 7. Oktober gesehen und geliked. Für ihn stehe der Post nach wie vor eindeutig im Kontext mit dem jüdischen Feiertag. „Alles andere wäre für mich nicht plausibel“, sagte Musall dem epd. Er war bis vor einem halben Jahr stellvertretender Rektor der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.