Nürnberg (epd). Vollzeitbeschäftigte in Deutschland wünschen sich laut einer Studie deutlich kürzere Arbeitszeiten. Im Jahr 2021 wollten 49 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer die Dauer ihrer Beschäftigung verringern, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Montag in Nürnberg mit. Insgesamt seien die gewünschten Arbeitszeiten über die Jahrzehnte jedoch bemerkenswert stabil geblieben, hieß es.
Vollzeitbeschäftigte Frauen würden demnach gern ihre reale Arbeitszeit von 40,9 Stunden um 6,2 Stunden reduzieren. Vollzeitbeschäftigte Männer hätten eine durchschnittliche Arbeitszeit von 42,3 Stunden und würden am liebsten 5,5 Stunden weniger arbeiten. Bei teilzeitbeschäftigten Frauen gab es bis zur Corona-Pandemie einen Aufwärtstrend bei den Arbeitszeitwünschen. 2021 wollten sie mit 25 Stunden 2 Stunden länger arbeiten als noch vor 20 Jahren.
Enzo Weber, Leiter des Bereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, erläuterte, beim Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten müssten die veränderten Erwerbskonstellationen in den Familien berücksichtigt werden. So gehöre das männliche Alleinernährermodell der Vergangenheit an. „Nicht jedes Arbeitsmodell ist in jeder Lebensphase gleich gut geeignet. Die Arbeitszeitwünsche fächern sich immer weiter auf. Deshalb sollten Arbeitszeiten individuell angepasst werden können“, empfahl Weber.
Das Potenzial, mehr Arbeitsstunden zu mobilisieren, sei bei den Arbeitszeitwünschen begrenzt. „Wenn aber die Rahmenbedingungen wie Kinderbetreuung, Mobilarbeit und Erwerbsanreize verbessert würden, dürften auch die Arbeitszeitwünsche nach oben gehen“, erklärte Ökonom Weber.