Nairobi, Conakry (epd). Der am Samstag aus dem Gefängnis ausgebrochene frühere Militärdiktator Guineas, Moussa Dadis Camara, ist wieder in Haft. Er und zwei weitere hochrangige Offiziere seien gegen ihren Willen aus dem Gefängnis geholt worden und hätten sich den Behörden gestellt, erklärte Camaras Anwalt Pepe Antoine Lamah dem lokalen Radiosender FIM FM am Samstagabend. Ein weiterer entkommener Offizier werde noch von den Behörden gesucht. Schwer bewaffnete Männer hatten laut Medienberichten am frühen Samstag das Gefängnis in der Hauptstadt Conakry überfallen und die Militärs befreit.
Sie alle sind angeklagt wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an einem Massaker bei einer Oppositionsveranstaltung, bei dem Sicherheitskräfte im September 2009 über 150 Demonstrierende getötet und mehr als 100 Frauen vergewaltigt haben. Die Sicherheitskräfte erklärten am Samstagnachmittag, schon einzelne Verantwortliche für den Ausbruch in Gewahrsam genommen zu haben. Lokale Medien berichtet von großer Verwirrung und einer erhöhten Militärpräsenz in Conakry.
Der in Deutschland ausgebildete Camara (59) hatte sich Ende 2008 unblutig an die Macht geputscht, nachdem der jahrzehntelang regierende Despot Lansana Conté gestorben war. Nach dem Massaker an Oppositionellen verlor er seinen Rückhalt in der Bevölkerung und floh nach einem Mordversuch ins Exil, kehrte dann nach Guinea zurück und wurde 2022 festgenommen.
Nach dem Massaker wurden zwar Ermittlungen angestellt. Der Prozess gegen insgesamt elf Verdächtige begann jedoch erst 2022, 13 Jahre nach der Niederschlagung der Proteste. Nachdem sich das Militär 2021 im vergangenen Jahr an die Macht geputscht hatte, versprach der Anführer des Putsches und Interimspräsident Mamadi Doumbouya, das Gerichtsverfahren zum Massaker zu eröffnen und voranzutreiben. Camara und seine Mitangeklagten sollten für die Dauer des Verfahrens in Haft bleiben.