Quito (epd). Arbeiterinnen und Arbeiter auf Bananen-Plantagen in Ecuador sind laut der Gewerkschafterin Maria zum Kampf gegen ausbeuterische Strukturen entschieden. „Vorher kannten wir unsere Rechte nicht“, sagte die frisch gewählte Chefin des neuen Betriebsrates des Konzerns Otisgraf, der auch den deutschen Handelsriesen Rewe beliefert, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Aber wenn wir uns nicht organisieren, wird sich nichts ändern.“ Aus Angst vor Repression will Maria, die in Wirklichkeit anders heißt, ihren Namen nicht veröffentlicht wissen, bis der Betriebsrat registriert ist.
Die massiven Arbeitsrechtsverletzungen bei Otisgraf, gegen die Maria mit ihren Kolleginnen und Kollegen vorgehen will, sind auch Thema einer Beschwerde mehrerer internationaler Organisationen unter Federführung von Oxfam und der ecuadorianischen Branchengewerkschaft Astac im Rahmen des Lieferkettengesetzes gegen Rewe und Edeka, die am Freitag eingereicht wurde. Unterbezahlung, fehlender Arbeitsschutz und Diskriminierung, sind nur einige Aspekte.
Obwohl sie in Vollzeit arbeiteten, würden sie nur für eine halbe Stelle bezahlt und sozialversichert, berichtete Maria. Stundenzettel und Lohnabrechnungen belegten dies. Auch beim Ausbringen der Pestizide werde gegen Arbeitsrecht verstoßen. „Sie sprühen während der Arbeitszeiten und sogar während der Mittagsmahlzeit“, sagte die 35-Jährige. Dies bekämen besonders die bei der Ernte beschäftigten Kollegen zu spüren. Da sie keine Zeit bekämen, in den Speisesaal zu gehen, müssten sie auf dem Feld essen.
Zudem kritisierte Maria den Umgang mit kranken oder weniger leistungsfähigen Kolleginnen und Kollegen. „Sie werden so lange schikaniert, bis sie ihre freiwillige Kündigung unterschreiben, damit der Betrieb keine Abfindung bezahlen muss.“ So sei ein Kollege mit Rückenproblemen nach einem Verkehrsunfall die Aufgabe zugewiesen worden, die Seilbahn mit den schweren Bananenstauden vom Feld zur Verarbeitung zu ziehen.
Dass die Farm trotz der massiven Verstöße für viele Jahre mit dem Siegel der Rainforest Alliance für soziale und ökologische Standards zertifiziert war, weise auf Mängel bei der Kontrolle hin. „Wenn die Toilettenspülung Wasser hatte, wussten wir, dass Besuch kommen würde“, sagte die Aktivistin. „Dann haben sie sogar Handtücher aufgehängt“, während man sonst sein eigenes Toilettenpapier mitbringen müsse. Auch seien Pestizide versteckt worden, wohl weil sie verboten seien. Auf den öffentlichen Druck hin wurde die Zertifizierung der Firma inzwischen für sechs Monate ausgesetzt.
Dass sie zur Vorsitzendes des Betriebsrates gewählt wurde, motiviert Maria umso mehr zu kämpfen: „Früher haben wir geglaubt, was sie uns weisgemacht haben: Dass wir nie wieder Arbeit finden und unser Leben zerstört ist.“ Das habe sich geändert. Und der Druck habe sich bereits gelohnt. In der letzten Abrechnung habe Otisgraf die Angestellten in Vollzeit bezahlt und versichert.