Berlin (epd). Der Energieverbrauch in Deutschland wird in diesem Jahr einer statistischen Auswertung zufolge voraussichtlich auf ein Rekordtief fallen. Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) am Donnerstag in Berlin mitteilte, rechnet sie für 2023 mit einem Rückgang um knapp 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 10.784 Petajoule (PJ). Bereits 2022 war er auf den niedrigsten Stand seit 1990 gefallen. Der Rückgang im laufenden Jahr sei vor allem auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung, hohe Energiepreise und die gegenüber dem Vorjahr wärmere Witterung zurückzuführen.
Den bisherigen Höchststand erreichte der Energieverbrauch im Jahr 1990: Damals wurden laut AG Energiebilanzen bundesweit 15.905 PJ an Strom und Heizenergie gebraucht. In der AG haben sich nach eigener Darstellung drei Energiewirtschaftsverbände und fünf Forschungsinstitute zusammengeschlossen. Sie wertet vorhandene energiewirtschaftliche Statistiken nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus, erstellt regelmäßig jedes Jahr eine Energiebilanz der Bundesrepublik Deutschland und berichtet öffentlich darüber.
In diesem Jahr werde sich vor allem die vorhergesagte Rezession der deutschen Wirtschaft dämpfend auf den Energieverbrauch auswirken, hieß es. Da vor allem energieintensive Industriezweige Produktionsrückgänge verzeichneten, habe das „spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch“.
Der Bedarf an Raumwärme sei wegen der bisher wärmeren Witterung als im Vorjahr kleiner. Nach Berechnungen der AG dürften von der gesamten prozentualen Verbrauchsminderung etwa ein Fünftel witterungsbedingt gewesen sein. Als dritten dämpfenden Effekt nannte der Berliner Verein das Energiepreisniveau: Zwar seien die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf deutlich gesunken; die Preise lägen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021. Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die anhaltend hohen Preise sowohl zu Einsparungen anreizen, aber auch zur Kürzung energieintensiver Produktionen im Inland führen.
Im Zeitraum Januar bis September 2023 sank laut der AG der Verbrauch an Mineralöl um 5,1 Prozent. Energie aus Braunkohle ging um fast ein Viertel (23,4 Prozent) und aus Steinkohle um knapp ein Fünftel (19,1 Prozent) zurück.