Seddin, Prignitz (epd). Bei Ausgrabungen in Brandenburg haben Wissenschaftler die bislang größte bekannte Halle der nordischen Bronzezeit entdeckt. Nahe dem europaweit bekannten „Königsgrab“ von Seddin im Nordwesten des Bundeslandes sei der monumentale Grundriss der Versammlungshalle des sagenumwobenen „König Hinz“ ausgegraben worden, teilten Landesdenkmalamt und Kulturministerium am Mittwoch mit. Die Halle stamme aus der Zeit des 10. bis 9. Jahrhunderts vor Christus und sei damit nur geringfügig älter als der Grabhügel.
Mit 10 Metern Breite und 31 Metern Länge sei das sogenannte Wandgräbchenhaus das bisher größte seiner Art, hieß es. Die Ausmaße des Hauses wiesen auf eine Funktion als Versammlungsgebäude hin. Indiz dafür seien unter anderem die großformatigen Steine, die als eine Art Grundsockel gefunden worden seien. Die Wände des Baus bestanden den Angaben zufolge aus Holzbohlen und einem Flechtwerk mit Lehmverputz.
Die ursprüngliche Gebäudehöhe werde auf sieben Meter geschätzt, hieß es weiter. Vermutlich hätten weitere Geschosse zum Wohnen und zur Lagerung existiert. An der nördlichen Längswand sei ein Miniaturgefäß geborgen worden, das als rituelle Opferung gedeutet werde. Ein zweites, kleineres Gebäude direkt neben dem freigelegten Wandgräbchenhaus sei noch nicht vollständig ausgegraben.
Vergleichbare Bodenfunde gibt es den Angaben zufolge in Hamburg-Marmstorf, in der Nähe von Brandenburg an der Havel sowie in Klein Bünstorf und Alt Wendischtuhn in Niedersachsen. Die Gebäude seien jedoch wesentlich kleiner als die Seddiner „Halle des Königs“.