Gaza: Zunehmend schwierige Bedingungen für Hilfsorganisationen

Gaza: Zunehmend schwierige Bedingungen für Hilfsorganisationen
UN-Generalsekretär bekräftigt Forderung nach Waffenstillstand
Nachdem am Samstag zeitweise das Telekommunikationsnetz in Gaza zusammenbrach und Hilfsorganisationen keinen Kontakt zu Mitarbeitern hatten, lief die Hilfe am Sonntag wieder schleppend an. Zugleich gab es dort auch Einbrüche in UNRWA-Lagerhäuser.

Frankfurt am Main (epd). Im Zuge des Nahostkonflikts beklagen internationale Hilfsorganisationen in Gaza eine zunehmend schwierige Situation für ihre Arbeit. Tausende Menschen seien in mehrere Lagerhäuser und Verteilungszentren des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) in mittleren und südlichen Gebieten des Gaza-Streifens eingebrochen, teilte UNRWA am Sonntag in Rafah mit. UN-Generalsekretär António Guterres bekräftigte seinen Aufruf zu einem sofortigen Waffenstillstand.

In Gaza spiele sich eine humanitäre Katastrophe ab, teilte Guterres am Samstag auf X, vormals Twitter, mit. Er forderte eine bedingungslose Freilassung der israelischen Geiseln und die Bereitstellung von Hilfsgütern für Gaza. Am 7. Oktober hatte die radikalislamische Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht, mit Raketen und Terrorkommandos Israel angegriffen, viele Menschen getötet und weitere verschleppt. Israel reagierte mit heftigem Beschuss des Gebiets.

Vom UNRWA hieß es weiter, dass die Plünderer in Gaza Weizenmehl und andere lebensnotwendige Dinge wie Hygieneartikel an sich genommen hätten. In einem der Lagerhäuser in Deir al-Balah lagere das Hilfswerk Vorräte der humanitären Konvois aus Ägypten. Thomas White, Direktor für UNRWA-Angelegenheiten im Gaza-Streifen, sagte, die Plünderungen seien „ein besorgniserregendes Zeichen dafür, dass die zivile Ordnung nach drei Wochen Krieg und einer strengen Belagerung des Gaza-Streifens droht, zusammenzubrechen“. Die Menschen seien verängstigt, frustriert und verzweifelt.

Nachdem der Kontakt zu Mitarbeitern wegen des Zusammenbruchs des Telekommunikationsnetzes in Gaza zeitweise unterbrochen war, teilte das UN-Welternährungsprogramm am Sonntag auf X mit, dass sich die Lage zwischenzeitlich wieder verbessert habe. Die Geschäftsführerin der Organisation, Cindy McCain, erklärte, die Mitarbeiter in Gaza arbeiteten rund um die Uhr daran, Lebensmittel so schnell wie möglich zu verteilen.

Auch der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, schrieb am Sonntag auf X, dass die Hilfsorganisation es wieder geschafft habe, Kontakt zu allen Kollegen in Gaza aufzunehmen. Er forderte erneut einen „sofortigen humanitären Waffenstillstand, den Schutz von Gesundheitseinrichtungen und humanitären Helfern“. Auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef konnte wieder wenige seiner Mitarbeiter im Gaza-Streifen kontaktieren, wie die Organisation am Sonntag auf X mitteilte. Am Samstag beklagten WHO und Unicef, dass sie den Kontakt zu Mitarbeitern in Gaza verloren hätten.

Das palästinensische Telekommunikationsunternehmen Paltel schrieb am Sonntag auf X, dass Festnetz, Mobilfunk und Internet im Gaza-Streifen schrittweise wiederhergestellt würden.

Nach UN-Schätzungen sind innerhalb des Gaza-Streifens rund 1,4 Millionen Menschen vor der Gewalt geflüchtet. Fast 590.000 von ihnen seien in 150 UNRWA-Notunterkünften untergebracht, hieß es. Die Überbelegung sei ein wachsendes Problem, die durchschnittliche Zahl der Binnenflüchtlinge pro Unterkunft habe das 2,6-Fache der vorgesehenen Kapazität erreicht.