Rom (epd). Am Sonntag ist die Bischofssynode mit einer Messe im Petersdom in Rom zu Ende gegangen. „Die Synode war sehr ehrlich“, sagte Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntagmorgen. Die deutschen Teilnehmer der Bischofssynode in Rom zögen eine weitgehend positive Bilanz aus den vierwöchigen Beratungen. Bischof Felix Genn lobte die Art des Austauschs. „Ich habe erlebt, dass Menschen aus der ganzen Welt nicht nur zusammenkommen und einen Smalltalk halten, sondern dass sie ernsthaft an Fragen dran sind“, sagte er. Die Bischofssynode tagte seit dem 4. Oktober in Rom.
Bätzing blickt aber auch kritisch auf die Versammlung, vor allem in Hinblick auf den zweiten Teil, der im kommenden Herbst in Rom stattfinden soll. „Mutig war sie noch nicht, diese Synode“, sagte Bätzing. Mut, die eigene Angst zu überwinden, gehöre auch zu den Gaben des Heiligen Geistes. Diese Angst vor Veränderungen in der Kirche sei aber immer wieder noch zu spüren gewesen. „Ich wünsche mir für die kommende Phase bis zum Herbst und dann auch für den zweiten Teil in Rom den Mut, klare Fragen zu identifizieren und sie einer Klärung zuzuführen, die die Kirche verändert. Um der Menschen willen.“
Zum Abschluss der Bischofssynode hatte der Vatikan am späten Samstagabend deren Synthesebericht veröffentlicht. Das 42-seitige Papier fasst die Diskussionen der vergangenen vier Wochen zusammen, die die rund 400 Synodenteilnehmer in Rom zur Neuausrichtung der katholischen Kirche geführt haben. Es werden Überlegungen, Vorschläge, aber auch offene Fragen zu Themen wie der Rolle von Frauen und Laien, dem Amt der Bischöfe, dem Priestertum und dem Diakonat, der digitalen Mission und der Ökumene aufgegriffen. Diese werden nun in die Ortskirchen zurückgespielt. „Vor allem konnten wir formulieren, dass der Missbrauch in der katholischen Kirche strukturelle Ursachen hat“, betonte Bätzing am Sonntag. Es gehe in dem Papier um wichtige Dinge, „die für uns nicht neu sind“, die nun aber durch eine Bischofskonferenz, verstärkt von 70 Laie, bestätigt wurden.
„Klerikalismus, Machismo und unangemessener Gebrauch von Autorität prägen weiterhin das Gesicht der Kirche und schaden der Gemeinschaft“, heißt es in dem Dokument im Abschnitt über die Rolle der Frau. Eine „tiefgreifende spirituelle Umkehr und strukturelle Veränderungen“ seien erforderlich. Auch wenn das Dokument aus Sicht der Kirche in vielen Teilen Europas die Rolle der Frauen nicht stark genug betone, habe diese Synode große Fortschritte in Richtung Gleichberechtigung gemacht, sagte die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler, die stimmberechtigt an der Synode teilgenommen hatte, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte waren Frauen Vollmitglieder der Bischofssynode. Alle Themen konnten besprochen werden. Das Thema des Zugangs von Frauen zu ordinierten Ämtern wurde nicht mehr wie in den vergangenen Jahrzehnten von der Tagesordnung verbannt.“
Alle Paragrafen des Papiers waren am Samstag mit der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit angenommen worden. Unter den 365 stimmberechtigten Synodenteilnehmern waren in diesem Jahr zum ersten Mal neben den geweihten Bischöfen auch katholische Laien, unter ihnen 54 Frauen. „Wir müssen die Wege von allen akzeptieren. Wir gehen zusammen, das ist der Sinn einer Synode“, sagte Kardinal Mario Grech, der Organisator der Weltsynode. Diese war im Herbst 2021 von Papst Franziskus ausgerufen worden. Die diesjährige Bischofssynode in Rom ist Teil der Weltsynode, die damit in ihre letzte Phase eingetreten ist. Die Synode wird im Herbst 2024 fortgesetzt und findet dann ihren Abschluss.