Genf (epd). Die radikale Palästinenserorganisation Hamas und Israel begehen nach Einschätzung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte Kriegsverbrechen. Die palästinensischen bewaffneten Gruppen müssten sofort und bedingungslos alle zivilen Geiseln freilassen, denn Geiselnahmen in einem Konflikt seien ein Kriegsverbrechen, sagte die Sprecherin von Hochkommissar Volker Türk, Ravina Shamdasani, am Freitag in Genf. Zugleich müsse Israel unmittelbar die kollektive Bestrafung der Bevölkerung im Gaza-Streifen durch die Unterbrechung der Versorgung mit Wasser, Essen, Treibstoff und Strom beenden, da kollektive Bestrafung ebenfalls ein Kriegsverbrechen darstelle.
„Die Gewalt muss enden, und es braucht große Anstrengungen, um eine Alternative zu diesem Blutbad zu finden“, sagte Shamdasani. Annähernd drei Wochen lang sei die palästinensische Zivilgesellschaft unablässigen Bombardierungen durch Israel ausgesetzt. Dabei seien Tausende Menschen getötet worden, deren Leichen nun zwischen Wohngebäuden, Moscheen und Bäckereien lägen. „Wir erhalten erschütternde Berichte über komplette Familien, die durch die Luftschläge in ihren Häusern getötet wurden, darunter auch Familien unserer Mitarbeiter.“ Die UN betrauerten 57 Kolleginnen und Kollegen.
Obwohl Israel die Bevölkerung in Nord-Gaza zur Evakuierung in den Süden aufgerufen habe, habe die israelische Armee auch zwei Regionen im Süden und Zentral-Gaza in den vergangenen Tagen angegriffen, kritisierte die Sprecherin des UN-Menschenrechtskommissariats. „Nirgendwo in Gaza ist es sicher.“ Die Menschen unter diesen Umständen und während einer kompletten Belagerung zu einer Evakuierung zu zwingen, gebe Anlass zur Sorge. Es handele sich dabei um Zwangsumsiedlung, was ebenfalls ein Kriegsverbrechen darstellen würde.
Nach dem Beschuss Israels durch die radikalislamische Hamas am 7. Oktober mit zahlreichen Toten hat Israel den Gaza-Streifen komplett abgeriegelt und die Strom- und Wasserversorgung ausgesetzt. Bei der Bombardierung des Gebiets durch Israel sind ebenfalls viele Menschen getötet und laut den UN etwa 1,4 Millionen von rund 2,2 Millionen Bewohnern des Gaza-Streifens in die Flucht getrieben worden.