Studie: Reform 2017 hat Haushalten mit Pflegebedürftigen geholfen

Studie: Reform 2017 hat Haushalten mit Pflegebedürftigen geholfen
Zu Hause gepflegte Menschen wurden durch die Pflegereform 2017 finanziell deutlich entlastet. Das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Doch pflegende Angehörige würden noch immer regelmäßig überfordert.

Berlin (epd). Die Reform der Pflegeversicherung mit der Einführung der fünf Pflegegrade hat laut einer Studie deutliche finanzielle Verbesserungen für eine große Zahl Pflegebedürftiger und deren Angehörigen gebracht. Nach der am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) profitieren seit der Pflegereform im Jahr 2017 deutlich mehr Haushalte von Leistungen der sozialen Pflegeversicherung.

Sie verfügen laut DIW mittlerweile über ein ähnlich hohes Haushaltseinkommen wie Haushalte, in denen keine pflegebedürftige Person lebt. Beim Vermögen hingegen seien die Unterschiede sehr groß. Die „Augsburger Allgemeine“ hatte zuerst über die Studie berichtet.

Der Erhebung zufolge wurden in Deutschland Ende 2022 gut vier Millionen Menschen zu Hause gepflegt, das sind rund 81 Prozent aller Pflegebedürftigen. Rund 2,3 Millionen der in den eigenen vier Wänden Gepflegten erhielten Pflegegeld von durchschnittlich 532 Euro. Auch weitere Transfers wie Wohngeld, Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter stabilisierten die Einkommen von Pflegehaushalten, hieß es. Sie kämen damit auf ein monatliches Nettoeinkommen von gut 2.000 Euro netto, was dem Durchschnitt der Haushalte älterer Menschen ab 60 Jahren in Deutschland entspreche.

Deutliche Unterschiede indes zeigten sich bei den Vermögen. Laut DIW verfügen Pflegebedürftige im Mittel (Median) über ein Vermögen von 30.000 Euro im Vergleich zu 81.000 Euro in der übrigen Bevölkerung ab 60 Jahren. Ein nicht unerheblicher Teil der Pflegebedürftigen, ungefähr 23 Prozent, habe kein positives Nettovermögen oder sei sogar verschuldet.

Die Pflegereform 2017 habe den Pflegebedürftigkeitsbegriff verändert, erläuterte DIW-Experte Johannes Geyer. Dadurch würden nicht mehr nur physische Einschränkungen berücksichtigt, sondern auch geistige und mentale Einschränkungen wie Alzheimer und Demenz. Dadurch steige die Zahl der Leistungsempfänger. Jedes Jahr kämen etwa 300.000 Menschen hinzu.

Gleichzeitig seien die Pflegesätze, aber auch die Pflegesachleistungen und sonstige Leistungen, die die Pflegeversicherung bietet, deutlich angehoben worden. Auch deshalb haben sich der Studie zufolge die Ausgaben der Pflegeversicherung zwischen 2016 und 2022 beinahe verdoppelt, auf rund 60 Milliarden Euro.

Geyer kritisierte, dass die Pflegeversicherung noch zu stark auf die familiäre Pflege abstelle. Das überfordere viele: „Die Pflegeleistenden, die häufig Familienangehörige sind, müssen sehr viel Zeit und Kraft für die Pflegesituation aufbringen und können währenddessen entweder nicht erwerbstätig sein oder leiden unter der Doppelbelastung.“ Generell seien Erwerbsarbeit und Pflege schwierig zu vereinbaren. Geyer plädierte für eine Weiterentwicklung des Systems hin zu mehr finanzieller Unterstützung und mehr professioneller Pflege.