Frankfurt a.M. (epd). Hilfswerke in Deutschland bitten um Spenden für die Überlebenden der Erdbeben in Afghanistan. Durch zwei schwere Erdbeben und zahlreiche Nachbeben in fünf Tagen seien etwa 2.500 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte Familien in der westlichen Provinz Herat obdachlos geworden, erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe am Freitag. Die Überlebenden hätten fast alles verloren.
Die Menschen müssten schnell versorgt werden, bevor der erste Schnee falle, erklärte die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW). Im Katastrophengebiet zeige sich ein Bild der Verwüstung, ganze Dörfer seien zerstört. „Die Verletzten werden in Innenhöfen der Kliniken behandelt“, erklärte Sharifa Waiz von Union Aid, einer Partnerorganisation der DAHW. Die Nachbeben seien heftig und die Behandlungsräume nicht mehr sicher.
Mitarbeitende hätten versucht, sich bei den Überlebenden einen Überblick zu verschaffen, sagte Waiz. „Wie können wir sie fragen, was sie brauchen, wenn wir doch sehen, dass sie absolut nichts haben?“ Vor allem für Frauen und Kinder sei die Situation unerträglich. Zusammen mit Misereor, das ebenfalls zum Bündnis Entwicklung Hilft gehört, stelle die DAHW 200.000 Euro bereit. Caritas International hatte bereits am Donnerstag um Spenden gebeten und 500.000 Euro für die Hilfe bereitgestellt.
Unicef zufolge sind mehr als 90 Prozent der Opfer Frauen und Kinder. „Schon vor dem Erdbeben litten Kinder und ihre Familien unter den Auswirkungen von Konflikten und Unsicherheit, Migration, Dürre, Vertreibung und Armut“, sagte Rushnan Murtaza, amtierende Unicef-Leiterin in Afghanistan. Nach den Erdbeben herrsche eine noch nie dagewesene Notlage für die Mädchen und Jungen.
In Afghanistan herrscht eine der schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit. Dennoch haben die Vereinten Nationen bereits vor den Beben eine massive Finanzierungslücke für ihre Hilfsprogramme in dem Land beklagt. Das Welternährungsprogramm musste die Versorgung von Millionen Menschen mit Lebensmitteln einstellen. Von den 43 Millionen Einwohnern sind mehr als 29 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen.