Ecuador: Stichwahl überschattet von Gewalt

Ecuador: Stichwahl überschattet von Gewalt

Quito (epd). Überschattet von Gewalt durch die Drogenmafia findet in Ecuador am Sonntag die Stichwahl für die Präsidentschaft statt. Etwa 13,5 Millionen Menschen können sich zwischen der Mitte-Links-Kandidatin Luisa Gonzáles und dem rechtsgerichteten Unternehmersohn Daniel Noboa entscheiden. Wichtige Themen sind die schlechte Sicherheitslage und die Wirtschaftskrise.

Gonzáles hat zuletzt in den Umfragen gegen Noboa aufgeholt. Weil der konservative Präsident Guillermo Lasso einem Abwahlverfahren zuvorkam und im Frühjahr das Parlament auflösen ließ, wird das neue Staatsoberhaupt nur für anderthalb Jahre bis zum Ende der Legislaturperiode gewählt.

Der 36-jährige Noboa war im ersten Wahlgang im August völlig überraschend mit 23 Prozent in die Stichwahl gekommen. Er fand mit dem Versprechen für mehr Sicherheit, Beschäftigung und Sozialinvestitionen die Zustimmung der Wähler. Bekannt ist er vor allem durch seine Familie: Sein Vater, Bananenmagnat Alvaro Noboa, ist einer der reichsten Männer des Landes, der nach fünf eigenen gescheiterten Versuchen nun den Sohn ins Rennen um die Präsidentschaft schickte.

González, die für die Partei des Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007-2017) Revolución Ciudadana (Bürgerrevolution) antritt und in der ersten Runde 34 Prozent der Stimmen erhielt, will durch die Erhöhung der Staatsausgaben die Sicherheitsbehörden stärken und die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Auch verspricht sie, die am Boden liegenden öffentlichen Universitäten und Schulen sowie das Gesundheitssystem zu refinanzieren.

Beeinflussen könnte die Wahl das Auftauchen eines angeblichen Zeugens, der Ex-Präsident Correa für den Mord an Fernando Villavicencio verantwortlich macht. Correa war elf Tage vor dem ersten Wahlgang getötet worden. Doch der Zeitpunkt für das Auftauchen und Berichte, dass der Zeuge selbst dem organisierten Verbrechen angehört, lassen an der Glaubwürdigkeit zweifeln. Vergangene Woche waren sieben Tatverdächtige tot im Gefängnis aufgefunden worden.