Hamburg (epd). Im vergangenen Jahr sind weltweit etwa zwölf Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet worden. Das geht aus einer am Dienstag zum Welt-Mädchentag (11. Oktober) veröffentlichten Studie von Plan International Deutschland hervor. „Wird diese Entwicklung nicht gestoppt, droht rund 100 Millionen Mädchen weltweit bis 2030 die Zwangsheirat“, sagte Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung der Hilfsorganisation.
Die Gleichstellung der Geschlechter ist eines der bis 2030 zu erreichenden Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Laut Plan International Deutschland ist das Ziel erst zu 15 Prozent erreicht. Werden nicht deutlich mehr Mittel und Anstrengungen aufgebracht, drohe es klar zu scheitern, mahnten die Kinderrechtler. Sollte die jetzige Entwicklung anhalten, werde es jüngsten UN-Schätzungen zufolge noch 300 Jahre dauern, bis Frühverheiratung abgeschafft ist.
Der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten ist laut Plan International Deutschland vor allem für Mädchen ein Schlüssel, wenn Geschlechtergerechtigkeit bis 2030 erreicht werden soll. Die Kinderrechtsorganisation forderte deshalb, dass in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik bei allen Maßnahmen zur Stärkung dieses Bereichs ein expliziter Fokus auf Mädchen und junge Frauen gelegt wird.
Laut Plan International Deutschland leben in Ländern mit einem geringen und mittleren Einkommen mehr als eine Milliarde Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren. Nur jede dritte Frau dort habe Zugang zu modernen Verhütungsmitteln, hieß es. Besonders für junge Frauen seien die Folgen gravierend: Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt gehörten zu den häufigsten Todesursachen für Mädchen, weil ihre Körper dafür noch nicht ausgereift seien.
Eine Frühverheiratung bedeute das abrupte Ende der Kindheit und sorge für viel psychisches Leid und häufig Gewalterfahrungen. Auch werde Mädchen das Recht auf Bildung und Berufsperspektiven genommen. Viele kämen nie mehr aus der Armutsspirale heraus.