Tunis (epd). In Tunesien sind laut „Human Rights Watch“ (HRW) erneut mehr als hundert afrikanische Migranten an die algerische Grenze deportiert worden. Die Menschen seien Mitte September von der Küstenwache aufgegriffen worden, als sie versuchten, per Boot nach Europa zu kommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Tunis. Anschließend seien sie im Grenzgebiet nahe Algerien im Nordwesten des Landes ausgesetzt worden.
Die Küstenwache habe die Migranten und Geflüchteten bedroht und deren Dokumente und Telefone zerstört, kritisierte HRW. Auch die algerischen Sicherheitskräfte hätten die Gruppe bedroht und auf tunesisches Territorium zurückgedrängt. Die Menschenrechtler berufen sich auf Interviews mit mehreren Überlebenden.
Bereits im Juli waren hunderte Migrantinnen und Migranten von den tunesischen Behörden in Wüstengebieten nahe der Grenze zu Algerien und Libyen deportiert worden. Nur zwei Monate nach der vergangenen „unmenschlichen Massenabschiebung“ hätten die Sicherheitskräfte Menschen erneut in abgelegenen Gebieten ohne Nahrung und Wasser zurückgelassen, kritisierte die HRW-Tunesien-Direktorin Salsabil Chellali.
Zuletzt hatten die EU und Tunesien eine engere Zusammenarbeit im Bereich Migration vereinbart. Unter anderem wurde ein Memorandum zur Migrationsbekämpfung unterzeichnet, in dessen Rahmen unter anderem die Ausstattung der tunesischen Küstenwache finanziert werden soll. Menschenrechtsorganisationen hatten das Abkommen scharf kritisiert, da die Einhaltung der Menschenrechte und besonders die Rechte von Migranten und Geflüchteten in Tunesien nicht garantiert seien.