Berlin (epd). Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft haben sich nach Beginn der militärischen Angriffe auf Israel an die Seite des attackierten Landes gestellt. Papst Franziskus zeigte sich am Sonntag auf X, vormals Twitter, „tief betrübt“ von der militärischen Eskalation des Nahost-Konflikts mit zahlreichen Toten und Verletzten. Er rief zu Frieden auf: „Die Angriffe und Waffen mögen anhalten, bitte! Und alle mögen einsehen, dass Terrorismus und Krieg zu keiner Lösung führen.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte die Gewalt der Hamas, die Zivilisten ermordeten oder als Geiseln in den Gazastreifen entführten: „Diese Taten sind barbarisch; sie sind empörend, und sie sind durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen“, sagte Scholz am Sonntag in einem kurzfristig anberaumten Statement. Er habe am Mittag mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu telefoniert und ihm versichert, dass Deutschland „fest und unverbrüchlich an der Seite Israels steht“.
Auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer, verurteilte die Angriffe auf Israel scharf. Der mitteldeutsche Landesbischof teilte dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit: „Mit Terror kann es keinen Frieden geben.“
In Berlin wurde das Brandenburger Tor in den Farben der israelischen Flagge angestrahlt. Dort und in mehreren Städten bundesweit fanden Solidaritätskundgebungen statt oder wurden für den Wochenbeginn angekündigt. Die Vorsitzenden der Parteien CDU, CSU, FDP, Grüne und SPD veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung: „Wir, die wir im demokratischen Wettbewerb miteinander stehen, sind heute geeint in unserer Solidarität mit dem israelischen Volk und dem Staat Israel.“
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, verwies in einer am Sonntag verbreiteten, schriftlichen Stellungnahme auf den sensiblen Zeitpunkt der Angriffe an jüdischen Feiertagen. Für die Angehörigen seiner Religion bedeute das „ein ständiger Kampf mit ihren Gefühlen“, sagte Schuster. Die Unterstützung aus allen Teilen der Gesellschaft helfe aber „dabei, diese Zeit zu überstehen“. Schuster machte neben der Hamas auch die libanesische Hisbollah für den Terror gegen Israel verantwortlich, der „an Grausamkeit kaum zu überbieten“ sei. Den Terroristen gehe es darum, jüdisches Leben überall infrage zu stellen.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kam Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie kündigte am Samstagabend auf X an, die Regierung werde den Schutz von jüdischen und israelischen Einrichtungen verstärken. Auch das Auswärtige Amt reagierte auf die militärische Auseinandersetzung im Nahen Osten: Es riet von Reisen nach Israel und in die Palästinensergebiete dringend ab.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßte den verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland: „Wenn Israel von der antisemitischen Terrororganisation Hamas angegriffen wird, steigt auch die Gefahr für Jüdinnen und Juden in Deutschland“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag). In Berlin hätten Hamas-Sympathisanten am Samstag zur Feier ihres vermeintlichen Erfolges Süßigkeiten auf der Straße verteilt. Der Antisemitismusbeauftragte betonte: „Eine solch widerwärtige Verherrlichung von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen.“ Dem pflichtete auch Scholz bei.
In der „Bild“-Zeitung (Montag) forderte Klein außerdem, „alle deutschen und internationalen Hilfsgelder für den Gazastreifen und das Westjordanland auf den Prüfstand“ zu stellen. Ähnliche Forderungen erhoben mehrere Politiker. Die zuständige Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte das am Sonntag in einer Mitteilung ihres Ministeriums zu. Der Zentralrat der Muslime verurteilte unterdessen die Angriffe der Hamas auf Zivilisten und rief dazu auf, sofort die Gewalt zu beenden.