Lauterbach sichert Pflegekräften weitere Reformen zu

Lauterbach sichert Pflegekräften weitere Reformen zu
Auf dem diesjährigen Deutschen Pflegetag herrscht trotz aller Probleme etwas Aufbruchstimmung. Die Pflegekräfte fordern mehr Anerkennung, mehr Kompetenzen und mehr Geld.

Berlin (epd). Zur Eröffnung des diesjährigen Deutschen Pflegetags am Donnerstag in Berlin hat die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Kompetenzen für Pflegekräfte gefordert. Die Pflege müsse und werde sich im Gesundheitswesen und der Politik stärker einmischen als bisher, betonte Vogler: „Wir können in Zukunft so nicht mehr versorgen, wenn die Strukturen so bleiben.“ In Krankenhäusern und Pflegeheimen fehlten bereits Zehntausende Pflegekräfte.

Vogler bekräftigte die Forderungen des Pflegerats nach einem Einstiegsgehalt von 4.000 bis 4.500 Euro für Fachkräfte und eine Ausweitung ihrer Kompetenzen, wie es in anderen Ländern längst üblich sei. Mit Blick auf die Ausbildung forderte sie den Ausbau von Pflege-Studiengängen an den Hochschulen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versicherte den rund 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Pflegetags, es sei noch möglich, die Herausforderungen in der Pflege zu bewältigen. Dies werde aber nicht gelingen, „wenn wir den Pflegeberuf nicht aufwerten“, betonte er. Er stellte den Pflegekräften gesetzliche Regelungen zur Ausweitung ihrer Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in Aussicht.

An dem Gesetzentwurf werde gegenwärtig gearbeitet, sagte Lauterbach. Das Ziel ist, Pflegefachkräften in Krankenhäusern und Pflegeheimen Aufgaben zu übertragen, die heute nur Ärzte erledigen dürfen. Lauterbach würdigte die Pflege als „eine Profession im Aufbruch“. Der Deutsche Pflegetag sei inzwischen genauso bedeutsam wie der Ärztetag, betonte er.

Einer forsa-Umfrage zufolge haben 92 Prozent der Bevölkerung indes wenig oder gar kein Vertrauen, dass die Politik eine hochwertige und bezahlbare pflegerische Versorgung sicherstellen wird. Knapp 40 Prozent der Befragten gaben an, die pflegerische Versorgung in ihrer Region habe sich in vergangenen anderthalb Jahren verschlechtert. Die repräsentative Umfrage wurde im Auftrag des Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung im Juli dieses Jahres durchgeführt. Dafür wurden 1.003 Personen über 18 Jahren online befragt.

In Deutschland arbeiten rund 1,7 Millionen Menschen als Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen. Rund fünf Millionen Menschen sind pflegebedürftig, die große Mehrheit wird von Angehörigen versorgt. In den vergangenen beiden Jahren blieben rund 30.000 Stellen in der Pflege unbesetzt. In gut zehn Jahren werden dem Institut der Deutschen Wirtschaft zufolge 130.000 bis 150.000 mehr Pflegekräfte gebraucht als heute.