Wiesbaden (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat vor Beginn der Weltsynode am Dienstag in Rom an den Reformwillen der dort versammelten Bischöfe appelliert. Die Synode habe natürlich das Ziel, dass sich die Kirche verändere, sagte Bätzing am Mittwoch in Wiesbaden bei der Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz. Papst Franziskus hat Bischöfe, Ordensvertreter und Laien aus der ganzen Welt zu Beratungen über die Zukunft der Kirche nach Rom eingeladen.
Die Weltsynode sei als „offener Prozess“ angelegt, betonte der Limburger Bischof Bätzing. Niemand wisse, was dabei herauskommen werde. Der Augsburger Bischof Bertram Meier, der mit nach Rom reist, sprach von einem „geistlichen Experiment“. Er verglich die Synode mit einem Chemielabor. Es könne zu neuen Lösungen kommen, aber auch zu Explosionen, warnte er.
Aus Deutschland reisen neben Bätzing und Meier auch die Bischöfe Felix Genn aus Münster, Stefan Oster aus Passau, und Franz-Josef Overbeck aus Essen am Freitag nach Rom. Zudem wird der Bochumer Theologie-Professor Thomas Söding als Vertreter der katholischen Laien als beratendes Mitglied ohne Stimmrecht an der Synode teilnehmen. Söding ist Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, das zusammen mit der Bischofskonferenz den deutschen Reformprozess Synodaler Weg initiiert hatte.
Bätzing sagte, ihm sei wichtig, dass man in Rom zuallererst einander zuhöre und sich gegenseitig zu verstehen versuche. Die deutsche Delegation bringt die Reformbeschlüsse des Synodalen Wegs mit zur Weltsynode. Die Beschlüsse machen Vorschläge dazu, welche Ämter und Dienste Frauen in der Kirche übernehmen dürfen, zur Veränderung der katholischen Morallehre beispielsweise in Bezug auf den Umgang mit Homosexualität und geschlechtlicher Vielfalt sowie zur Beteiligung von Laien an der Kirchenleitung.
Der Vatikan sieht den deutschen Reformweg kritisch. Er befürchtet, dass sich die deutsche Kirche zu weit von der katholischen Lehre entfernt, und wirft der Bischofskonferenz vor, einen Sonderweg zu gehen. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bätzing wies dies wiederholt zurück. Der Essener Bischof Overbeck sagte am Mittwoch dazu, er sei davon überzeugt, dass die deutschen Katholiken „keinen isolierten Sonderweg“ gingen, sondern dass man „fest verankert“ sei in der kirchlichen Lehre.
Bätzing sagte, etwa in der Frage der Ordination von Frauen sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. In der katholischen Kirche können bislang traditionell nur Männer Weiheämter ausüben. Der Synodale Weg hatte den Bischöfen den Auftrag gegeben, sich in Rom für eine neue theologische Auseinandersetzung einzusetzen. Bätzing sagte zudem, er sehe in der Weltsynode auch die Herausforderung für Papst Franziskus, sich zu positionieren. Er forderte, der Papst sei in seiner Entscheidung, welche Reformen er schließlich annehme, frei, doch solle er sich stärker „strukturell“ an das binden, was er in der Synodenaula höre.
Die Beratungen in Rom enden Ende Oktober. Dann soll der Zwischenstand zunächst in die nationalen Teilkirchen zurückgespielt werden. Im kommenden Jahr werden die Bischöfe schließlich noch einmal tagen. Erst danach wird der Papst die Ergebnisse der Beratungen verkünden.