Dessau-Roßlau (epd). Das Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche Anhalts will am Samstag über einen neuen Kirchenpräsidenten abstimmen. Auf einer Sondersynode am Freitag stellten sich die beiden Kandidaten für das Amt vor. Birgit Neumann-Becker aus Halle (Saale) und Georg Neugebauer aus Aken (Elbe) bewerben sich um die Nachfolge von Joachim Liebig, der Anfang März kommenden Jahres in den Ruhestand tritt.
Georg Neugebauer, derzeit Pfarrer in Aken, verwies darauf, dass nur knapp über zehn Prozent der Menschen in Sachsen-Anhalt gehörten der evangelischen Kirche angehören. Heute lebten Christen in einer „weitgehend entzauberten Welt, in der der christliche Glaube nicht einmal mehr als anstößig empfunden wird“, sagte der Theologe. Die Kirche dürfe nicht mit sich selbst beschäftigt sein, sondern müsse auch Menschen ohne Konfession ansprechen.
Birgit Neumann-Becker, derzeit Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, sagte, gerade in einer Minderheitensituation müsse die Kirche missionarisch sein. „Kirche ist nicht nur für sich selbst da, sie muss da sein, um anderen hilfreich sein zu können“, sagte Neumann-Becker. Die Kirche müsse zu Themen wie Kinderarmut, Krieg und Frieden oder Pflegenotstand ihre Stimme erheben, ohne tages- und parteipolitisch zu argumentieren.
Der Landessynode gehören insgesamt 41 Mitglieder an. Für die Wahl ist eine Mehrheit von 21 Stimmen erforderlich. Maximal drei Wahlgänge sind möglich, andernfalls gilt die Wahl als gescheitert. Die Kirchenpräsidentin oder der Kirchenpräsident wird für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat nach eigenen Angaben derzeit 26.250 Mitglieder. Sie ist die kleinste der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.