Ruhrbischof räumt Fehler im Umgang mit Vorwürfen gegen Hengsbach ein

Ruhrbischof räumt Fehler im Umgang mit Vorwürfen gegen Hengsbach ein

Essen (epd). Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Essener Bischof, Kardinal Franz Hengsbach, hat sein Amtsnachfolger Franz-Josef Overbeck Versäumnisse eingeräumt. „Ich bitte Sie nun alle um Entschuldigung für meine Fehler“, erklärte Overbeck in einem am Freitag in Essen veröffentlichten Brief an die Gemeinden seines Bistums.

So habe er 2011 durch das Erzbistum Paderborn von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen Hengsbach erfahren und nach der Rückmeldung der Kongregation für die Glaubenslehre, das die Vorwürfe für nicht plausibel gehalten wurden, nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet ansah. Er habe deshalb auch das Forschungsteam nicht auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht, das die im März vorgestellte Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum erarbeitet hatte.

Dies habe dazu geführt, dass er auch bereits 2011 die damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums nicht über den vorliegenden Vorwurf gegen Hengsbach informiert habe. „So kam es, dass sie im August des Jahres 2011 die Anfrage einer Behörde in einer Versorgungsangelegenheit verneinte, ob dem Bistum Essen Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach bekannt seien“, erklärte der Bischof.

Er habe 2011 nicht glauben können, „dass ein geschätzter Kardinal, der zugleich mein Vorgänger im Bischofsamt war, anderen Menschen furchtbares Leid zugefügt haben könnte“, schreibt der Ruhrbischof. „Im Ergebnis muss ich nun eingestehen, dass die Vorwürfe im Jahr 2011 falsch eingeschätzt wurden und den Betroffenen Unrecht geschehen ist.“

Gerade mit Blick auf die Aufarbeitungsstudie sei ihm nun deutlich geworden, „dass ich nach den Standards damaliger Zeit handelte, die sich aus heutiger Sicht als vollkommen ungenügend darstellen“. Ihm sei damals nicht bewusst gewesen, dass er damit „dem Muster folgte, dem Schutz des Ansehens eines kirchlichen Würdenträgers Vorrang zu geben und die betroffenen Menschen nicht hinreichend zu sehen“.

In dieser Woche hatte das Bistum mitgeteilt, dass gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe vorliegen, die sich auf die 1950er und 1960er Jahre beziehen. Die aktuellen Nachforschungen wurden durch eine Person ausgelöst, die sich im vergangenen Oktober bei den Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und angegeben hatte, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Hengsbach erlitten habe.