Erste Vorwürfe gegen Hengsbach schon bei Denkmalenthüllung bekannt

Erste Vorwürfe gegen Hengsbach schon bei Denkmalenthüllung bekannt

Essen (epd). Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat im Jahr 2011 noch ein Denkmal für seinen Amtsvorgänger Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991) enthüllt, als er schon von ersten Missbrauchsvorwürfen wusste. Mit der heutigen Sensibilität wäre man damals anders damit umgegangen, sagte ein Bistumssprecher am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Denkmal sei vom Domkapitel beauftragt worden und hätte ursprünglich bereits 2010 präsentiert werden sollen. Zunächst hatte die Tageszeitung „Welt“ (Donnerstag) darüber berichtet.

Konkret gehe es um ein Verfahren im Erzbistum Paderborn, das zum damaligen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen gewesen sei, erklärte der Sprecher. Dieser Fall war der Glaubenskongregation in Rom übermittelt worden, die den Vorwurf später als nicht plausibel bewertete. Zudem habe es einen weiteren Vorwurf gegeben, bei dem zunächst kein Kontakt zu der Person hergestellt und so der Fall nicht habe verifiziert werden können. 2014 wurde dieser Vorwurf wieder zurückgezogen.

Als Folge der bekannt gewordenen Vorwürfe gegen den früheren Ruhrbischof will die Stadt Essen den im Stadtzentrum gelegenen Kardinal-Hengsbach-Platz nun umbenennen. „Ich nehme die Anschuldigungen sehr ernst“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Das weitere Vorgehen der Stadt Essen werde eng mit dem Bistum und dem Generalvikariat abgestimmt. „Klar ist aber auch, der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen wird so nicht mehr heißen können“ erklärte Kufen. Das weitere Vorgehen soll in den zuständigen Ausschüssen der Stadt besprochen werden. Betroffene und Reforminitiativen fordern auch, das 2011 auf dem Domplatz errichtete Hengsbach-Denkmal zu entfernen.

Am Dienstag hatte das Bistum Essen mitgeteilt, dass gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums Franz Hengsbach „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe erhoben worden seien, die sich auf die 1950er und 1960er Jahre beziehen. Die aktuellen Nachforschungen zu Hengsbach wurden den Angaben zufolge durch eine Person ausgelöst, die sich im vergangenen Oktober bei den Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und zu Protokoll gegeben habe, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Franz Hengsbach erlitten habe.

Der 1910 im sauerländischen Velmede geborene Hengsbach war seit Gründung des Ruhrbistums 1958 bis zu seinem Todesjahr 1991 der erste Bischof von Essen. Zuvor hatte er das Erzbischöfliche Seelsorgeamt in Paderborn geleitet und war dort Weihbischof. 1988 erhielt Hensbach die Kardinalswürde.