Berlin, Nordhausen (epd). Das Internationale Auschwitz-Komitee blickt mit Sorge auf die Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen am Sonntag. Der Wahlsieg eines „lupenreinen Rechtsextremisten“ wäre für Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager so, als ob ihre Befreiung und ihr Leben danach infrage gestellt würden, erklärte das Komitee am Montag in Berlin. Bei Nordhausen lag das Konzentrationslager Mittelbau-Dora, ein Außenlager des KZ Buchenwald.
Schon die Tatsache, dass ein Bewerber der AfD große Wahlchancen habe, verschütte die Wege des Vertrauens, die über viele Jahre entstanden seien. Vielen der Überlebenden sei diese Region mittlerweile vertraut und lieb geworden. Besonders jene unter ihnen, die nach ihrer Befreiung aus Buchenwald oder Mittelbau-Dora zu Menschen in diesen Regionen Beziehungen entwickelt und auf einen neuen Anfang vertraut hätten, verfolgten deshalb die politischen Entwicklungen in Thüringen mit Fassungslosigkeit und Trauer.
Bei der Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen entfielen am 10. September auf den AfD-Kandidaten Jörg Prophet 42,1 Prozent der Stimmen, auf den amtierenden Oberbürgermeister Kai Buchmann (parteilos) 23,7 Prozent. Zwischen beiden findet am 24. September eine Stichwahl statt.
Vor wenigen Tagen hatte der Direktor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, den Kandidaten Prophet als jemanden beschrieben, der sich regelmäßig antisemitischer und geschichtsrevisionistischer Stereotype bediene. Eines seiner Schriftstücke sei im Thüringer Verfassungsschutzbericht 2021 intensiv behandelt worden.