Schönefeld, Bonn (epd). Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat der Bundesregierung eine Vernichtung von Erinnerungskultur vorgeworfen. Mit dem am Donnerstag begonnenen Abriss des Generalshotels am früheren Ost-Berliner Flughafen Schönefeld agiere die Bundesregierung kulturlos und zerstöre „ohne Not ein Stück deutscher Geschichte“, erklärte die Stiftung am Freitag in Bonn: „Sie vernichtet Erinnerungskultur und nimmt weder die Expertise von Fachleuten noch die dringlichen Appelle vieler Bürger zur Kenntnis.“
Die Stiftung stehe „fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin vernehmlichen Bürgerwillen“, hieß es. Die Bundesregierung ignoriere zugleich den brandenburgischen Landtag, betonte die Stiftung. Dessen Fraktionen hatten sich gegen den Abriss ausgesprochen. Das Vorgehen der beteiligten Bundesministerien sei kein gutes Beispiel für die ansonsten von der Ampel beschworene moderne Politik der Partizipation, Dialogbereitschaft und Transparenz. Im Umgang mit dem historischen Erbe komme die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nach.
Für den Erhalt des Generalshotels hatten sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Landeskonservator Thomas Drachenberg ausgesprochen. Das Bauwerk wurde 1949 als Empfangs- und Gästehaus der sowjetischen Militäradministration fertiggestellt. Von den 60er Jahren bis 1990 diente es als Empfangsgebäude für DDR-Staatsgäste. Ab 1995 wurde es mehr als 25 Jahre lang von der Bundespolizei genutzt. Das Areal soll der Flugbereitschaft des Bundes zur Verfügung gestellt werden.