Frankfurt a.M., Genf (epd). Das Rote Kreuz und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die Behörden in Katastrophen- und Konfliktgebieten zu einem bedachten Umgang mit den Toten aufgerufen. Überstürzte Massenbestattungen seien in den meisten Fällen nicht nötig und schädlich für die Bevölkerung, erklärten das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und die WHO am Freitag in Genf.
Es sei sehr wichtig, die Würde der Verstorbenen zu achten und den Angehörigen einen angemessenen Abschied zu ermöglichen. Wenn viele Menschen durch Katastrophen wie derzeit in Libyen oder Marokko oder bewaffneten Konflikten sterben, verursachten die Leichen Schmerz bei den Überlebenden. Zudem gebe es oft eine unbegründete Angst, dass die Toten ein gesundheitliches Risiko darstellten. Deshalb werde manchmal schnell gehandelt, um die Toten zu beerdigen. „Auch wenn lokale Behörden und Gemeinschaften unter riesigem Druck stehen, die Toten schnell zu beerdigen, kann ein falscher Umgang mit den Leichen zu sozialen und juristischen Problemen führen und dazu, dass Angehörige lang anhaltende psychische Leiden entwickelten.“
„Wir bitten die Behörden in Gemeinschaften, die von Katastrophen betroffen sind, die Beseitigung der Toten nicht mit Massengräbern oder Massenverbrennungen zu überstürzen“, erklärte der Leiter der Forensik-Einheit beim Roten Kreuz, Pierre Guyomarch. Beerdigungen sollten es ermöglichen, den Bestattungsort jeder Leiche zu dokumentieren. Verbrennungen sollten nicht stattfinden, bevor der Leichnam identifiziert wurde. Das Rote Kreuz und die WHO unterstützten Gemeinschaften und Behörden mit der Organisation von Begräbnissen, wie in Libyen, wo sie Leichensäcke zur Verfügung stellten.