Dortmund, Schwerte (epd). Mit einem Gottesdienst und einem Festakt hat das Evangelische Studienwerk Villigst am Donnerstag in Dortmund sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Das Begabtenförderungswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurde 1948 gegründet und vergab seither mehr als 8.000 Stipendien, die finanzielle und ideelle Förderung umfassen. Prominente Altstipendiaten sind etwa Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, die früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann und Heinrich Bedford-Strohm, der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf oder der Publizist Roger Willemsen (1955-2016).
Die westfälische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte zum Jubiläum, im Sinne evangelischer Bildung sei Begabtenförderung „kein Privilegienverstärker“. Sie helfe vielmehr jungen Menschen, „das, was ihnen geschenkt ist, zu nutzen und zum Wohl anderer fruchtbar zu machen“. Die EKD-Bevollmächtigte in Berlin und Brüssel, Anne Gidion, hob hervor, dass es evangelische Verantwortungsträger nicht nur in der Kirche brauche, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft.
Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, sagte während des Festgottesdienstes in seiner Predigt: „Wir fördern Gaben und Begabungen und bekennen uns zu Wissenschaft, Vernunft und Forschung.“ Mit Blick auf die Lage am Rande des Ruhrgebiets sagte Schlüter, die Welt brauche Kopfarbeit und kritische Vernunft ebenso wie „Maloche und immer wieder den nächsten Versuch“. Zur Suche nach einer besseren Welt gehörten zudem das Wissen um die Möglichkeit des Irrtums und die nötige Demut: Der Mensch komme wie alles Leben „aus Gottes schöpferischer Liebe“.
Aktuell fördert das Studienwerk Villigst knapp 1.500 Studierende und rund 300 Promovierende aller Fachrichtungen an Universitäten und Fachhochschulen. Für die Zukunft wünscht sich Leiterin Friederike Faß, dass nicht nur Akademiker, sondern „alle überdurchschnittlich Begabten“ eine Chance auf Förderung erhalten. „Es gibt viele Menschen in Handwerks- oder Ausbildungsberufen, die herausragende Leistungen erbringen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine weitere aktuelle Herausforderung sei die Inklusion.
Die Stipendien der deutschen Begabtenförderungswerke werden aus Bundesmitteln finanziert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist mit einem Anteil von rund 90 Prozent der Haushaltssumme der größte Geldgeber des Evangelischen Studienwerks und gibt auch die grundsätzlichen Richtlinien für die Stipendienvergabe vor.