Brüssel (epd). Im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) muss nach Einschätzung des ehemaligen Vorsitzenden des deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, mehr Vertrauen aufgebaut werden. Er sehe keinen Anlass zu einer grundsätzlichen Angst vor den neuen Technologien, sagte Dabrock am Montagabend bei einem von der Vertretung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisierten Vortrag in Brüssel. KI müsste aber verantwortungsvoll gestaltet und eingesetzt werden, damit die Menschen ihre Funktionsweise verstehen könnten.
Dafür müsse erklärt werden, wie die KI zu ihren Ergebnissen komme, forderte der Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dabrock plädierte dafür, KI in unterschiedliche Risikoklassen einzuteilen. Er verwies dazu auf Vorschläge, die sich am Energiesiegel orientieren und einfach verständlich seien. Ethische Kategorien wie Zugänglichkeit, Transparenz, Rechenschaftspflicht, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit könnten zur Einordnung dienen.
Die große Herausforderung sei, diese Risikoklassen so zu gestalten, dass sie einfach angepasst werden könnten. Da es sich bei KI um eine lernende Technologie handele, müssten auch Einstufungen flexibel an die Entwicklung der Programme anpassbar sein. Der Ansatz dürfe nicht nur restriktiv sein, sondern müsse gestaltend wirken. Auch eine funktionierende Fehlerkultur könne helfen, Vertrauen aufzubauen.
Dabrock forderte, die wachsende Rolle von KI aktiv zu gestalten. Sowohl auf deutscher, als auch auf europäischer Ebene dürfe man die Handlungsmöglichkeiten nicht leichtfertig aus der Hand geben. Neben der Vertrauenswürdigkeit sei aus ethischer Perspektive auch die Datensouveränität entscheidend. Nutzer und Nutzerinnen müssten als Mit-Verwalter ihrer Daten ernst genommen werden.