Berlin (epd). Wegen geplanter Auftritte mit der russischen Opernsängerin Anna Netrebko wächst der Druck auf die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Eine Online-Petition forderte die Absage der vier Konzerte, in denen die Sopranistin ab dem 15. September in der Oper Macbeth auftreten soll. Bis Donnerstag hatten mehr als 27.500 Menschen die Unterschriftensammlung unterzeichnet. Zudem rufen ukrainische Exil-Gruppen für den 15. September zu einer Demonstration vor der Staatsoper auf.
Die Kritiker werfen Netrebko vor, sich weder klar und deutlich von Russlands Präsidenten Wladimir Putin distanziert, noch den russischen Krieg in der Ukraine verurteilt zu haben. In der Petition wird von der künstlerischen Leitung der Staatsoper deshalb gefordert, die Rolle der Lady Macbeth mit einer anderen Künstlerin zu besetzen.
Die Staatsoper erklärte auf Anfrage, es sei „wichtig, hier differenziert vorzugehen und zwischen vor und nach dem Kriegsausbruch zu unterscheiden“. Netrebko habe sowohl durch ein Statement als auch durch ihr Handeln seit Beginn des Krieges eine klare Position eingenommen und sich distanziert. Das gelte es anzuerkennen: „Darüber hinaus kennt Anna Netrebko unsere klar pro-ukrainische Position als Bühne.“ Unter diesen Umständen sollte man ihr eine Chance geben.
In der Petition wird Netrebko vorgeworfen, sie habe ihre Nähe zur russischen Staatsspitze immer wieder durch gemeinsame öffentliche Auftritte und Fotos mit Wladimir Putin, durch die Entgegennahme von Auszeichnungen von Putin und durch die Feier ihres 50. Geburtstages im Kreml bekundet. Schon vorher habe sie sich öffentlich mit einem ostukrainischen „Separatistenführer“ ablichten lassen.