Limperg: Keine Rücksicht bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Limperg: Keine Rücksicht bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Freiburg (epd). Die Präsidentin des Bundesgerichtshofs, Bettina Limperg, empfiehlt den Kirchen, mit „schonungsloser Offenheit“ bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vorzugehen. Es dürfe keine „Rücksicht auf die Institution, auf tote oder auch auf lebende Personen“ geben, sagte Limperg der in Freiburg erscheinenden „Herder-Korrespondenz“ (September-Ausgabe).

„Die Frage ist, wie gut man beraten ist, die Aufarbeitung selbst in die Hand zu nehmen“, fügte Limperg hinzu, die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt war: „Man ist in eigener Sache immer befangen und es gibt stets einen bestimmten Grad institutioneller Schuld, die die jeweilige Institution nicht selbst bearbeiten kann.“ Dies sei ein allgemeiner Hinweis, der nicht nur die Kirchen betreffe.

Zur Frage, ob der Staat bisher zu rücksichtsvoll bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den Kirchen gewesen sei, sagte Limperg: „Generell gesprochen: nein.“ Wenn dem Staat Anzeigen vorlagen, habe er diese regelgerecht bearbeitet. „Ob er von sich aus genügend hingeschaut, aktiv aufgeklärt hat, das ist eine Frage, die man allerdings stellen muss“, räumte sie ein.