Frankfurt a.M., Kabul (epd). In Afghanistan sind mindestens 218 frühere Regierungsmitglieder und Sicherheitskräfte von den Taliban seit deren Machtübernahme getötet worden. Dies geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der UN-Mission in Afghanistan (Unama) hervor. Diese Verbrechen verletzten die Amnestie, die die Islamisten nach ihrer Machtübernahme im August 2021 ehemaligen Beamten und Sicherheitskräften zugesichert hatten, kritisierten die UN.
Insgesamt habe die Mission von August 2021 bis Juni 2023 mindestens 800 Menschenrechtsverletzungen durch die Taliban gegen ehemalige Beamte und Sicherheitskräfte registriert, darunter außergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen von Menschen, willkürliche Festnahmen, Folter und andere Misshandlungen. Über die Hälfte der Opfer waren demnach frühere Armee- und Polizeiangehörige, gefolgt von Regierungsmitgliedern auf Provinz- und Distriktebene.
Der Bericht zeige ein ernüchterndes Bild des Umgangs mit Individuen, die eine Verbindung zur früheren Regierung hatten, erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. „Es ist ein Verrat am Vertrauen der Menschen.“
Manche Opfer wurden Unama zufolge nach Tagen oder Monaten gefunden. In einigen Fällen fehle jedoch weiter jede Spur von Verschwundenen, so wie von der früheren Leiterin des Frauengefängnisses von Herat, Alia Azizi, die Anfang Oktober verschwand. Die Anstrengungen der De-facto-Behörden, die Amnestie umzusetzen und Verstöße zu ahnden, hätten sich als extrem begrenzt erwiesen, heißt es in dem Bericht.