Antikorruptionskandidat gewinnt Präsidentenwahl in Guatemala

Antikorruptionskandidat gewinnt Präsidentenwahl in Guatemala

Berlin, Guatemala-Stadt (epd). Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala hat der Kandidat der Antikorruptionspartei das Rennen gemacht. Bernardo Arévalo vom „Movimiento Semilla“ setzte sich am Sonntag (Ortszeit) mit 59 Prozent der Stimmen gegen Sandra Torres von der zentralistischen UNE-Partei durch, die 35 Prozent der Stimmen erhielt. Nach Angaben der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verlief die Wahl ohne größere Zwischenfälle.

Arévalo galt zunächst als Außenseiter. Aus dem ersten Wahlgang war der 64-jährige im Juni hinter Torres als zweitstärkster Kandidat hervorgegangen. Nach dem Sieg Arévalos gingen zahlreiche seiner Anhänger in Guatemala-Stadt auf die Straße. Das Volk habe die Korruption satt, sagte der Sieger auf einer Pressekonferenz. „Wir werden dafür sorgen, dass die Institutionen wieder vertrauenswürdig werden“, kündigte Arévalo an. Er ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Guatemalas, Juan José Arévalo (1945 bis 1951).

Die Samenkorn-Bewegung ging aus Protesten im Jahr 2015 gegen die kriminellen Machenschaften von Politikern, Unternehmern und Militärs hervor. Damals hatte sich eine UN-Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala für die Aufklärung der Korruption eingesetzt.

Torres musste bereits ihre dritte Niederlage in Präsidentschaftswahlen hinnehmen. Die 67-jährige sagte daraufhin ihre angekündigte Pressekonferenz ab. Früher hatte sie sich mit Sozialprogrammen in der armen Bevölkerung beliebt gemacht. Mittlerweile fährt sie einen konservativen Kurs, im Wahlkampf machte sie sich für eine repressive Sicherheitspolitik stark.

OAS-Generalsekretär Luis Almagro sprach nach dem Urnengang am Sonntag von einem „vorbildlichen Wahltag“. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador beglückwünschte „das Volk des Nachbarlandes“ zur Wahl Arévalos.

Konservative Kräfte hatten in den vergangenen Monaten versucht, Arévalos Teilnahme an den Stichwahlen zu verhindern. So setzten sie wegen angeblicher Ungereimtheiten eine Neuauszählung von Stimmen des ersten Wahlgangs durch, die aber keine Änderungen des Ergebnisses ergab. Zudem gab es Versuche, der Samenkorn-Bewegung den Rechtsstatus abzuerkennen. Bereits vor dem ersten Urnengang wurden drei oppositionelle Kandidaten von den Wahlen ausgeschlossen.