Berlin (epd). Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt hat die geplante Teillegalisierung von Cannabis scharf kritisiert. Es sei „hochgradig verantwortungslos“, Achtzehnjährigen den legalen Zugang zu Cannabis zu ermöglichen, erklärte Reinhardt am Donnerstag in Berlin: „Das ist kein Jugendschutz.“ Nach dem Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), den das Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt hat, soll künftig Erwachsenen ab 18 Jahren der Besitz und der Anbau von Cannabis in begrenztem Umfang erlaubt werden. Außerdem sollen Cannabis-Clubs zur Abgabe der Droge an Mitglieder gegründet werden dürfen.
Reinhardt verwies auf die gesundheitlichen Gefahren für die Entwicklung junger Menschen. Er warf Lauterbach vor, der ebenfalls Arzt ist und lange gegen eine Legalisierung war, wider besseres Wissen zu handeln. Entwicklungsprozesse des Gehirns seien bis zum 25. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen und könnten durch Cannabis-Konsum negativ beeinflusst werden. „Diese Schäden sind dauerhaft und bleiben lebenslang wirksam“, warnte Reinhardt. So steige das Risiko für Psychosen, Depressionen oder Angststörungen signifikant.
„Geradezu aberwitzig“ nannte Reinhardt die Erwartung Lauterbachs, dass die zahlreichen neuen Vorschriften durch Ordnungsämter, Polizei und Justiz durchgesetzt werden könnten. „Sollen sie in Zukunft mit ihrem knappen Personal auch noch Cannabispflanzen in Privatwohnungen zählen oder Mindestabstände von Hanfplantagen zu Schulen und Kitas ausmessen?“ Das laufe auf „staatlichen Kontrollverlust“ hinaus, kritisierte Reinhardt.
Der Gesetzentwurf sieht zahlreiche Detailregelungen vor, die die Gefahren der Legalisierung insbesondere für junge Menschen mindern sollen. Reinhardt sagte, notwendig sei demgegenüber eine Drogenpolitik, die entschieden mehr auf Vorbeugung und Hilfsangebote setze.