Celle (epd). Am Sitz der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle sind zwischen Montag und Dienstag drei Fenster zerstört worden. Ein Schild sei von der Fassade gerissen worden und damit seien die Scheiben beschädigt worden, sagte der Celler Polizeisprecher Dirk Heitmann dem epd am Dienstag. Während die Stiftung selbst einen Anschlag vermutet, geht die Polizei Heitmann zufolge zunächst von einer Sachbeschädigung aus. Der Staatsschutz ermittle. Hinweise auf mutmaßliche Täter lägen bisher nicht vor.
Bereits eine Woche zuvor sind Heitmann zufolge in unmittelbarer Nähe zum Stiftungsgebäude Aufkleber der rechten Szene entdeckt worden. Diese seien unmittelbar entfernt worden. Auch hier liefen die Ermittlungen. Die Stiftung ist unter anderem Trägerin der Gedenkstätte an das Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Die Stiftung hat laut Geschäftsführerin Elke Gryglewski Anzeige erstattet. Gryglewski zog eine Verbindung zu einem Demonstrationsaufruf gegen den niedersächsischen Landesparteitag der AfD am kommenden Wochenende in Celle. Die Stiftung und die Gedenkstätte Bergen-Belsen haben zusammen mit anderen Initiativen und Einzelpersonen zu der Kundgebung aufgerufen. Gryglewski erneuerte diesen Appell noch einmal ausdrücklich. Auch wenn sich nur eine Minderheit gewalttätig äußere, sei es wichtig, dass die Gesellschaft klar für demokratische Strukturen eintrete, sagte sie.
Die Sprecherin der Stiftung, Stephanie Billib, berichtete, eine Mitarbeiterin habe am frühen Dienstagmorgen die Löcher und Risse in den Sprossenfenstern entdeckt. Auch Billib verwies auf die Aufkleber der rechten Szene mit Parolen wie „Deutsche Jugend voran“, die aus Sicht der Stiftung auf einen möglichen Anschlag hindeuteten. Zudem habe ein Arzt aus Hannover, gegen den aktuell wegen antisemitischer Volksverhetzung ermittelt wird, auf seiner Internetseite die Stiftung im Zusammenhang mit den geplanten Protesten gegen den AfD-Parteitag benannt.
„Wir nehmen auch wahr, dass es in den letzten Tagen an mehreren Orten Aktivitäten gegeben hat“, sagte die Sprecherin. So seien in Moringen Hakenkreuzschmierereien entdeckt worden. In der vergangenen Woche habe der Holocaustleugner Reza Begi die Gedenkstätte Bergen-Belsen besucht. Er habe dort offenbar gefilmt und fotografiert und die Inhalte in den sozialen Medien geteilt und kommentiert. In Bergen-Belsen starben während der Nazi-Zeit mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene.