Köln (epd). In Deutschland fehlen laut einer Analyse etwa für zwei von drei Haushalten mit mobilitätseingeschränkten Menschen entsprechende Wohnungen. Im Jahr 2022 habe es etwa 1,2 Millionen barrierereduzierte Wohnungen gegeben, ergab eine am Montag veröffentlichte Analyse des Instituts der Deutschen Wortschaft (IW) in Köln. Demgegenüber habe es hingegen gut drei Millionen Haushalte gegeben, in denen Menschen lebten, die wegen Krankheit oder Alter nur eingeschränkt beweglich sind. Die Berechnungen beruhen auf Ergebnissen des Mikrozensus 2022.
Barrierereduzierte oder altersgerechte Wohnungen kommen etwa ohne Stufen aus, sind mit ebenerdigen Duschen und breiten Türen ausgestattet. Weil die oft großzügig geschnittenen Wohnungen auch für andere Haushalte attraktiv seien, konkurrieren auch sie laut dem Institut um den knappen Wohnraum. „Die tatsächliche Versorgungslücke fällt deshalb deutlich höher aus.“
Gleichzeitig steigt der Bedarf wegen des demografischen Wandels weiter: Bis 2035 dürften nach IW-Schätzungen 3,7 Millionen Haushalte eine barrierearme Wohnung benötigen. „Beim altersgerechten Wohnen rollt die nächste Krise auf uns zu und trifft uns fast unvorbereitet“, mahnte IW-Immobilienexperte Philipp Deschermeier. Die Bundesregierung müsse den Umbau und Neubau solcher Wohnungen deutlich stärker fördern.
Ein ausreichend hoher Bestand an altersgerechten Wohnungen sei aus verschiedenen Perspektiven gesellschaftlich und ökonomisch sinnvoll, hieß es in der Analyse. So sei etwa die Versorgung in der eigenen Wohnung wesentlich günstiger als in einer stationären Pflegeeinrichtung. Das könne zur finanziellen Entlastung der Sozial- und Pflegekassen, aber auch der Privathaushalte, beitragen. Durch altersgerechtes Wohnen könnten zudem Unfälle vermieden und ein selbstständigeres Leben länger erhalten werden.
Die Analyse beruht auf einer Sonderauswertung des Mikrozensus 2022. Über das Zusatzprogramm „Wohnen in Deutschland“ werden dafür alle vier Jahre rund 810.000 Menschen befragt. Bereits im April hatte das Pestel-Institut eine Studie veröffentlicht, die zu ähnlichen Ergebnissen kam.