Ecuador: Umweltaktivistin Náder zieht ins Rennen um Präsidentenamt

Ecuador: Umweltaktivistin Náder zieht ins Rennen um Präsidentenamt

Berlin, Quito (epd). Nach dem Mord an dem ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio soll die Umweltaktivistin Andrea Gonzáles Náder bei der Wahl antreten. Die Vize-Kandidatin werde bei der Wahl am kommenden Sonntag den Platz von Villavicencio übernehmen, wie die Partei „Construye“ (Baue) am Samstag (Ortszeit) mitteilte. Die Partei beruft sich auf die Verfassung, die besagt, dass Präsidentschaftskandidaturen kein an die Person gebundenes Amt seien.

Villavicencio war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in einer Schule erschossen worden. Der 59-Jährige war in Ecuador als investigativer Journalist bekannt, der vor allem die weitverbreitete Korruption kritisierte. Er soll mehrfach von Drogenkartellen bedroht worden sein.

Inzwischen wurden sechs Verdächtige festgenommen, die alle Kolumbianer sein sollen. Sie seien dem organisierten Verbrechen zuzuordnen, gab Innenminister Juan Zapata bekannt. Bei ihnen seien Waffen, Granaten und Maschinenpistolen gefunden worden.

Staatspräsident Guillermo Lasso verhängte für die Dauer von 60 Tagen den Ausnahmezustand und bat das FBI bei den Ermittlungen des Mordes um Unterstützung. Eine Gruppe von US-Spezialisten soll bereits nach Ecuador gereist sein.

Das einst friedliche südamerikanische Land leidet unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Vor allem das mexikanische Sinaloa-Kartell ist aktiv und kämpft mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación um die Vorherrschaft im Drogenhandel.