Putschisten im Niger festigen trotz internationalem Druck ihre Macht

Putschisten im Niger festigen trotz internationalem Druck ihre Macht
Armeeangehörige und Zivilisten sollen den Niger in Zukunft regieren. Zwei Wochen nach ihrem Putsch verkündeten die Militärs die Bildung eines Kabinetts. Derweil berieten die Ecowas-Staaten erneut über die Lage in dem Sahel-Staat.

Frankfurt a.M., Niamey (epd). Trotz internationalem Druck schreiten die Putschisten im Niger mit der Bildung einer Regierung voran. Wie das Nachrichtenportal „ActuNiger“ am Donnerstag berichtete, präsentierten die Militärs ein Kabinett, dem sowohl Zivilisten als auch Armeemitglieder angehören sollen. Der westafrikanische Staatenbund Ecowas beriet derweil nach dem Ablauf eines Ultimatums über den weiteren Umgang mit den Putschisten.

Laut dem Bericht bei „ActuNiger“ wurde die Besetzung der insgesamt 21 Ministerposten in der Nacht auf Donnerstag - zwei Wochen nach der Absetzung von Präsident Mohamed Bazoum - bekannt gegeben. Darunter ist auch der bereits am Montag zum Premierminister ernannte Ökonom und frühere Finanzminister Ali Mahaman Lamine Zeine.

Mit der Ernennung der Regierungsmannschaft unternahmen die Putschisten kurz vor dem Krisentreffen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas einen weiteren Schritt zur Festigung ihrer Macht. Die Ecowas-Mitglieder kamen am Donnerstag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zusammen, um über die Lage im Niger zu beraten.

Als Reaktion auf den Putsch hatte der Staatenbund schwere Wirtschaftssanktionen verhängt und mit dem Einsatz von Gewalt gedroht, sollte der Niger nicht zur Demokratie zurückkehren. Ein entsprechendes Ultimatum verstrich am Sonntag jedoch zunächst ohne Folgen. Weder die Androhung einer militärischen Eskalation noch diplomatische Bemühungen haben die Militärs bisher zum Einlenken bewegt.

Nach Einschätzung der Welthungerhilfe droht eine Verschärfung der humanitären Krise in dem Sahel-Staat. „Die Lebensmittelpreise auf den lokalen Märkten steigen“, sagte Welthungerhilfe-Programmleiter Jameson Gadzirai dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). Der Niger sei derzeit ohnehin in einer schwierigen Phase, da sich das Land zwischen zwei Ernten befinde. Nun habe sich die Situation aufgrund der aktuellen Grenzschließungen weiter verschärft.

Der Preis für einen 50-Kilo-Sack Reis sei um fast 50 Prozent gestiegen, Öl um 20 Prozent teurer geworden, sagte Gadzirai. „Der Bedarf an humanitärer Hilfe wird wahrscheinlich steigen, und die Gefährdung der Bevölkerung wird ein bedrohliches Ausmaß erreichen.“

Auch „Aktion gegen den Hunger“ äußerte sich besorgt. Seit dem Putsch verzeichne das Land häufige Stromausfälle, ein kollabierendes Bankensystem, Treibstoffmangel und zunehmende Schwierigkeiten mit Telefonverbindungen, sagte der Niger-Landesdirektor, Gregor Robak-Werth. Zugleich gab die Hilfsorganisation die Wiederaufnahme der Arbeit im ganzen Land bekannt. Nach der Machtergreifung der Militärs war die Hilfe in einigen Teilen des Landes ausgesetzt worden.

Der Niger hat etwa 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. Nach UN-Angaben sind etwa 4,3 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.