Hannover (epd). An Schulen und Kitas besteht nach Ansicht der Ergotherapeutin Susanne Ceglarek noch immer zu wenig Sensibilität und Kompetenz im Umgang mit Linkshändern. „Beim Thema Linkshändigkeit herrscht nach wie vor Unwissenheit“, sagte die in Gehrden bei Hannover praktizierende Linkshänder-Beraterin anlässlich des Internationalen Linkshändertages (13. August) mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach wie vor würden viele linkshändige Kinder, zumeist unwissentlich, zu Rechtshändern umerzogen.
Eine Umprägung beginne schon damit, dass Eltern ihren Kindern im eigenen Tun Rechtshändigkeit vorlebten und ihnen Gegenstände zumeist so anreichten, dass automatisch die rechte Hand angesprochen werde. Eltern und Erziehenden empfahl Ceglarek, den Kindern Gegenstände und Werkzeuge „sozusagen aus der Mitte heraus“ anzubieten: „Also Stifte in die Mitte des Tisches, Besteck und Trinkgefäß ebenfalls. So können sie instinktiv zugreifen“. Außerdem sei es wichtig, das Ausprobieren beider Hände zuzulassen und nicht zu bewerten. „Meist entscheiden die Kinder danach von selbst, mit welcher Hand es sich leichter, richtiger anfühlt“, sagte die Expertin.
Ceglarek betonte, dass die Unterdrückung von Linkshändigkeit vielfältige negative Folgen haben könne: „Oft leiden Kinder mit umgeschulter Linkshändigkeit unter Lern- und Konzentrationsschwächen, Schwierigkeiten in der räumlichen Orientierung und im sprachlichen Ausdruck. Das führt häufig zu Verunsicherung und dem Gefühl, nicht gut genug zu sein.“ Weil sie oft linkischer seien und eine unsaubere Handschrift hätten, würden umgeschulte Linkshänder häufig für weniger leistungsfähige Schüler gehalten.
Für die Schreiberziehung forderte Ceglarek Lehrmethoden und Unterrichtsmaterialien, die gezielt auf die Besonderheiten der Linkshändigkeit eingehen. „Es fehlt im Kita- und Schulbereich sowohl an methodischem Wissen als auch an Linkshänder-Materialien. Das ist eigentlich skandalös, weil der Anteil der Linkshänder, rechnet man die umerzogenen hinzu, viel höher ist, als die meisten Studien nahelegen“, betonte sie. Offiziell gebe es pro Klasse ein bis zwei Linkshänder. „Tatsächlich dürften es weit mehr sein.“