Oldenburg (epd). Mikroplastik-Teilchen und Gummi-Abrieb von Autoreifen werden einer Studie zufolge von Forschenden mittlerweile auf der ganzen Welt gefunden. Bei einer Expedition entlang der norwegischen Küste bis in die Arktis unter Leitung der Oldenburger Chemikerin Barbara Scholz-Böttcher wiesen deutsche und norwegische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Teilchen nun auch in der Meeresluft nach, wie die Universität Oldenburg am Montag mitteilte. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal „Nature Communications“ publiziert.
Bei der Expedition sei erstmals gemessen worden, wie hoch die Masse verschiedener Plastiksorten in der Meeresluft ist, erläuterte Isabel Goßmann, Doktorandin am Oldenburger Institut für Chemie und Biologie des Meeres. Für die Messungen habe das Team zwei unterschiedliche Vorrichtungen in zwölf Metern Höhe am Bug des Forschungsschiffs montiert, die Luftproben aktiv ansaugten.
Mit speziellen Verfahren habe das Forschungsteam die nur wenige Tausendstel Millimeter großen Teilchen verschiedenen Kunststoffsorten zuordnen können. In allen Proben sei Polyester aufgetaucht, außerdem Polyethylenterephthalate (PET), die vermutlich als Textilfasern in die Atmosphäre gelangt seien. Zudem seien Gummi-Partikel gefunden worden, die sich bei der Fahrt und vor allem beim Bremsen von Autoreifen ablösten. „Diese Schadstoffe sind omnipräsent. Wir finden sie selbst in abgelegenen polaren Regionen“, sagte Goßmann.
Die Messungen und Modellrechnungen zeigten, dass das Mikroplastik in der Meeresluft sowohl direkt von Quellen an Land als auch aus dem Meer stammt, hieß es. Plastikteilchen, die nahe der Meeresoberfläche schwimmen, gelangten bei stürmischem Wetter über die Gischt oder durch platzende Luftbläschen in die Atmosphäre. Ins Meerwasser gelange das Mikroplastik wiederum über Flüsse, aber auch aus der Atmosphäre, aus der die Partikel etwa durch Regen herausgewaschen würden, und durch Schiffsanstriche.