Tübingen (epd). Die Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge wirkt sich einer neuen Studie zufolge auch auf deren Leistungen in der Schule aus. Sei ein Zwilling in einem Schulfach gut, habe das positive Auswirkungen auf die Leistungen des anderen im gleichen Fach, fanden Forschende des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen heraus. Umgekehrt hätten schlechte Leistungen des einen Zwillings negative Auswirkungen auf das Selbstkonzept des anderen, teilte die Hochschule am Donnerstag mit.
Die Forscherinnen und Forscher sprechen von einem Spiegeleffekt. Der stehe im Gegensatz zu dem sonst verbreiteten Kontrasteffekt, wonach Menschen sich üblicherweise miteinander vergleichen: Schneiden die anderen besser ab, schätzen viele Menschen ihre eigenen Fähigkeiten schlechter ein. Zeigen die anderen weniger gute Leistungen, empfinden Menschen sich selbst als begabter und fähiger. Bei eineiigen Zwillingen sei das anders. Sie hätten keine gegensätzliche, sondern eine angleichende Wirkung aufeinander.
Bei zweieiigen Zwillingen konnte dieser Spiegeleffekt in der Studie nicht nachgewiesen werden. „Dieser Befund deutet darauf hin, dass eine nur mäßige Ähnlichkeit nicht ausreicht, damit der Spiegeleffekt eintritt, sondern dass der Grad der Ähnlichkeit außergewöhnlich hoch sein muss“, erklärte Ulrich Trautwein, Direktor des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung und Co-Autor der Studie.
Für die Studie analysierten die Forschenden Daten von mehr als 4.000 eineiigen und zweieiigen Zwillingen in Deutschland im Alter zwischen 11 und 17 Jahren.