Brüssel (epd). Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat anlässlich des 9. Jahrestages des Völkermords an den Jesiden durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) an die irakische Regierung appelliert, an nachhaltigen Lösungen für die Gemeinschaft zu arbeiten. „Die jesidische Gemeinschaft im Irak steht weiterhin vor schweren Herausforderungen“, erklärte Borrell am Donnerstag in Brüssel. Viele Vertriebene könnten nicht in ihre Häuser zurückkehren, der Zugang zur Grundversorgung sei eingeschränkt und die Sicherheitslage weiter instabil. Die EU verurteile auch die „jüngsten Fälle von Hetze“ gegen die Gemeinschaft.
Konkret appelliert die EU an die irakische Regierung und die Regierung der Region Kurdistan, das Sindschar-Abkommen weiter umzusetzen. Das Abkommen wurde auf Vermittlung der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen im Irak (UNAMI) vereinbart. Es soll die Bedingungen für den Wiederaufbau und die Rückkehr von Vertriebenen ermöglichen. So sollen etwa ein neuer Bürgermeister ernannt und 2.500 Mitarbeiter für das örtliche Sicherheitspersonal eingestellt werden.
Am 3. August 2014 hat die IS-Terrormiliz die Sindschar-Region im Nordirak überfallen. Tausende Angehörige der dort beheimateten jesidischen Gemeinschaft wurden verschleppt oder getötet. Hunderttausende flohen. Heute machen iranische und kurdische Milizen die Ortschaften am Sindschar-Gebirge unsicher, so dass zahlreiche Angehörige der Minderheit nicht zurückkehren können. Im vergangenen Januar erkannte der Bundestag die Gräueltaten des IS an den Jesiden als Genozid an.
Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. Die Gemeinschaft selbst schreibt sich „Êzîden“.