Berlin (epd). Flüchtlinge in Deutschland hätten einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld zufolge bessere Aussichten auf eine Beschäftigung, wenn sie sich freier bewegen dürften. Die Verteilungsmethode nach dem Königsteiner Schlüssel in Verbindung mit der Wohnsitzauflage fördere nicht die Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, erklärte Autor Jan Goebel vom DIW am Mittwoch in Berlin. Der Staat berücksichtige dabei nicht die Aufnahmefähigkeit der regionalen Arbeitsmärkte, heißt es in der Studie.
Der Analyse zufolge erhöht sich für Flüchtlinge in einer Region mit einer schon um einen Prozentpunkt niedrigeren Arbeitslosigkeit die Chance, im vorherigen Beruf arbeiten zu können, um sechs Prozent. Von einer durchdachten Verteilung nach lokalen Arbeitsmarktbedingungen profitierten nicht nur die Menschen, die hier Fuß fassen wollen, sondern auch die ortsansässigen Arbeitgeber sowie letztlich die Kreise und kreisfreien Städte, sagte Marvin Bürmann von der Universität Bielefeld.
Flüchtlinge werden in Deutschland nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt, der Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl der Bundesländer berücksichtigt. Die Wohnsitzauflage für Flüchtlinge wurde 2016 auf Druck der Union wieder eingeführt. Sie erlaubt Flüchtlingen nur dann einen Wegzug vom vorgegebenen Ort, wenn sie woanders einen Job gefunden haben, nicht aber etwa zur Stellensuche in einer aussichtsreicheren Region.
Der DIW-Studie zufolge steigt die Erwerbsquote von Flüchtlingen derweil kontinuierlich. 2017 lag sie demnach bei 21 Prozent, 2019 bei 44 Prozent. Die Quote erwerbstätiger Geflüchteter, die in ihrem erlernten oder im Herkunftsland ausgeübten Beruf arbeiteten, sank gleichzeitig allerdings von 14 auf 11 Prozent. Dabei sei bei technischen und handwerklichen Berufen die Chance größer, im erlernten Beruf eine Stelle zu finden. Fachfremde Beschäftigung finden Flüchtlinge der Studie zufolge am häufigsten in den Branchen Logistik, Gastronomie und Reinigung.