"Eine Instrumentalisierung des heiligen Buches zu diesem Zweck ist unbedingt abzulehnen." Auch dürfe sich niemand zur Annahme dieses Angebotes gedrängt fühlen. Im Islam gebe es keinen Zwang im Glauben, unterstrich der Koordinationsrat. Wichtig sei ein respektvoller Umgangs miteinander. "Dies schließt ebenfalls die gegenseitige Bewusstwerdung um Sensibilitäten, Befindlichkeiten und Pluralitäten ein."
Über die Wichtigkeit der Lektüre des Korans für alle, die daran teilhaben wollten, bestehe hingegen kein Zweifel, hieß es weiter. Der heilige Koran sei die Glaubensgrundlage aller Muslime und sei die Hauptquelle für die islamische Theologie. Um den Koran und die wissenschaftlichen Kommentare zu lesen, gebe es bereits viele Zugänge, etwa im Internet. "In so einer Situation ist es sicher berechtigt zu fragen, was bei aller Legitimität mit der großflächigen Verteilung des Korans durch die Aktion 'Lies' bezweckt werden soll."
Zudem müsse berücksichtigt werden, "dass nicht zunehmend fruchtlose, belastende Diskussionsfelder geschaffen und dann auf dem Rücken der hiesigen Muslime ausgetragen werden", erklärte der Koordinationsrat. Die Verteilung einer Koranübersetzung durch die Aktion "Lies" habe "wie erwartet und möglicherweise auch beabsichtigt", ein breites mediales Echo ausgelöst. Dabei habe es neben "einigen reflexhaften Verurteilungen" auch Hinweise auf die Legitimität einer solchen Aktion gegeben. Auch sei der Nutzen thematisiert worden, den Koran auch mal zu lesen, bevor man darüber spreche.
Im Koordinationsrat der Muslime sind seit 2007 die vier großen Islamverbände in Deutschland zusammengeschlossen: Zentralrat der Muslime (ZMD), Islamrat, Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und Türkisch-Islamische Union (DITIB). Gemeinsam vertreten sie die große Mehrzahl der rund 2.500 Moscheevereine in Deutschland.