Frankfurt a.M., New York (epd). Der Internationale Strafgerichtshof hat seine Ermittlungen in der sudanesischen Krisenregion Darfur ausgeweitet. Die jüngste Eskalation der Gewalt in dem afrikanischen Land gebe großen Anlass zur Sorge, heißt es in einem von Chefankläger Karim Khan am Donnerstag (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York vorgestellten Bericht. Demnach untersucht der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag auf Grundlage seines Mandats von 2005 mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit den neuen Kämpfen.
Der Gerichtshof werde alles dafür tun, um die Verantwortlichen in fairen und unabhängigen Verfahren zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Khan vor dem UN-Gremium und verurteilte die Angriffe auf Zivilisten, Schulen und humanitäre Einrichtungen. Laut dem von ihm vorgelegten Report sind beim Strafgerichtshof eine Vielzahl an Hinweisen auf Verbrechen eingegangen. Besonders besorgniserregend seien Berichte über sexualisierte Gewalt und Massenvergewaltigungen.
Im Sudan ist Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Vor allem aus der Darfur-Region dringen seitdem immer wieder Informationen über Gräueltaten und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung nach außen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte berichtete am Donnerstag über die Entdeckung eines Massengrabes mit 87 Leichen in West-Darfur. Zuvor hatte „Human Rights Watch“ die RSF-Miliz für die Tötung von 28 Menschen in der Region verantwortlich gemacht.
Die Darfur-Region im Westen des Landes ist seit Jahrzehnten von teils ethnischer Gewalt geprägt. Allein zwischen 2003 und 2008 wurden Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der Strafgerichtshof hat 2005 Ermittlungen eröffnet und Haftbefehle wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gegen mehrere Männer erlassen, unter anderem gegen den früheren Präsidenten Omar al-Baschir.