Düsseldorf, Hamburg (epd). Anhänger der „Letzten Generation“ haben am Donnerstagmorgen die Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg blockiert. Wie Polizei und Flughafenbetreiber mitteilten, überwanden die Klimaaktivisten Zäune, drangen jeweils auf das Rollfeld vor und klebten sich dort an mehreren Stellen fest. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) warf den Aktivisten vor, mit ihrem Vorgehen „zur Spaltung des Gesellschaft“ beizutragen.
An beiden Flughäfen wurde der Flugverkehr vorübergehend eingestellt. Im Laufe des Vormittags wurde der Betrieb wieder uneingeschränkt aufgenommen, mit weiteren Verzögerungen wurde aber gerechnet.
In Hamburg, wo die Aktion mit dem Beginn der Schul-Sommerferien zusammenfiel, schnitten die Aktivisten laut Bundespolizei gegen 6 Uhr den Flughafenzaun auf und gelangten mit Fahrrädern auf das Vorfeld. An vier Stellen hätten sich je zwei Personen festgeklebt, ein Aktivist sei vorab in Gewahrsam genommen worden, hieß es. Der Flughafen habe seinen Betrieb gegen 10 Uhr wieder aufgenommen.
In Düsseldorf klebten sich laut Polizei sieben Personen fest, drei weitere unterstützten die Aktion. Die Polizei löste die Beteiligten mit einem speziellen Lösemittel vom Rollfeld nahe der Start- und Landebahn und nahm sie in Gewahrsam. Gegen die Aktivisten werde Anzeige erstattet, nter anderem wegen Hausfriedensbruchs, Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr, hieß es. Gegen 7:30 Uhr wurde der Flugbetrieb laut Flughafenbetreiber zunächst eingeschränkt wieder aufgenommen.
Die Klimaaktivisten begründeten ihre Aktion mit der kontinuierlichen Zunahme der Flugpassagierzahlen und der damit verbundenen Emissionen im Luftfahrtsektor. „Statt einen konkreten Plan vorzulegen, wie dies verhindert und das gesetzlich geforderte Emissions-Reduktions-Ziel erreicht werden kann, setzt das Verkehrsministerium auf 'Technologieoffenheit'“, erklärte die „Letzte Generation“. Die Bewegung erneuerte ihre Forderung nach einem Gesellschaftsrat, der klären solle, wie die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 beendet werde.
Bundesverkehrsminister Wissing kritisierte die Aktionen scharf. „Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben“, sagte er dem Nachrichtenportal „t-online“. Was die „Letzte Generation“ betreibe, sei kein Klimaschutz, sondern Kriminalität. „Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.“
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“: „Diese Klimachaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle.“ Gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr und Nötigung seien Straftaten. „Flugzeuge, die die Landung abbrechen müssen, Familien, denen man den Start in den Urlaub verderben will - das hat rein gar nichts mit legitimem Protest zu tun“, betonte er.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sprach sich für eine Überarbeitung der Sicherheitskonzepte an den Flughäfen aus. „Es ist katastrophal für die Luftsicherheit, dass es den Klimaklebern gelungen ist, auf die Startbahn des Düsseldorfer Flughafens zu gelangen“, sagte der Bundesvorsitzende für den Bereich Bundespolizei der Gewerkschaft, Heiko Teggatz, der „Rheinischen Post“.
Nach den Worten der Hamburger Flughafensprecherin Katja Bromm ist der Airport-Betreiber auf derartige Aktionen vorbereitet. Um die Sicherheit des Luftverkehrs zu gewährleisten, seien zusätzlich Alarmketten etabliert, die die Polizei, den Flughafenbetreiber und die Flugsicherung alarmieren würden, sobald der Zaun unbefugt durchdrungen wurde, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Diese Alarmkette hat auch in diesem Fall gegriffen“, sagte Bromm