Frankfurt a.M. (epd). Die Hilfsorganisation SOS Humanity hat 204 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Wie die deutsche Seenotrettungsorganisation am Mittwoch mitteilte, kam ihr Schiff, die „Humanity 1“, den Menschen am Dienstag bei vier Einsätzen zwischen Tunesien und der italienischen Insel Lampedusa zur Hilfe. Zwei weitere in Seenot geratene Flüchtlingsboote mit rund 100 Menschen seien bis zum Eintreffen der italienischen Küstenwache unterstützt worden.
Noch am späten Dienstagabend wurde der „Humanity 1“ den Angaben zufolge der etwa 1.400 Kilometer entfernte Hafen von Ancona im Nordosten Italiens zugewiesen. Die Seenotretter rechnen für Samstag mit der Ankunft. Zwei Überlebende sowie drei ihrer Angehörigen seien bereits aus medizinischen Gründen an die Küstenwache übergeben worden.
Etwa ein Viertel der Geretteten seien Minderjährige ohne Begleitung ihrer Eltern. An Bord befänden sich zudem 47 Frauen, von denen mehrere schwanger seien. Der lange Weg nach Ancona sei „eine zusätzliche und unnötige Belastung für die vulnerablen Menschen“, kritisierte die Organisation.
Derweil wurde die „Ocean Viking“ von SOS Méditerranée am Dienstag nach einer Kontrolle von den italienischen Behörden im Hafen von Civitavecchia festgesetzt. Es sei bemängelt worden, dass zu wenig für die Rettungsboote zertifizierte Crewmitglieder an Bord seien, sagte die Sprecherin der Organisation, Julia Schaefermeyer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch.
Die Sprecherin kritisierte eine „ungewöhnlich restriktive“ Auslegung des entsprechenden Regelwerks. Es gebe sowohl ausreichend Rettungsboote als auch genügend Personal an Bord der „Ocean Viking“, sagte sie. Bei sechs Hafenstaatskontrollen seit 2019 sei die Ausstattung nicht bemängelt worden. „Es bleibt abzuwarten, wann wir wieder auslaufen können.“ Am Dienstag waren 57 von der Organisation im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge in Civitavecchia an Land gegangen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres fast 1.900 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Eine staatliche organisierte Mission zur Suche und Rettung von Flüchtlingen in Seenot gibt es nicht. Zuletzt hatte ein Bootsunglück mit mutmaßlich hunderten ertrunkenen Flüchtlingen vor der Küste Griechenlands für Entsetzen gesorgt.
Italien behindert die Arbeit von privaten Seenotrettern immer wieder. Auch in der Vergangenheit wurden ihre Schiffe nach Einsätzen häufig für mehrere Tage festgesetzt. Einen funktionierenden Mechanismus zur Verteilung der im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge innerhalb der EU gibt es nicht.