Tausende gedenken in Leipzig der friedlichen Revolution von '89

Tausende gedenken in Leipzig der friedlichen Revolution von '89
Mit einem Meer aus brennenden Kerzen haben am Dienstagabend rund 20.000 Menschen in Leipzig an die friedliche Revolution von 1989 erinnert.

Im Fokus der Feierlichkeiten stand diesmal Ungarn. Videoprojektionen, eine musikalische Inszenierung und eine Ballettaufführung sollten an den Beitrag des Landes zum Fall des Eisernen Vorhangs erinnern. Anlass für das Lichtfest unter dem Motto "Grenzen überwinden" war die Unterzeichnung des deutsch-ungarischen Freundschaftsvertrags vor 20 Jahren.

Vor dem Spektakel auf dem komplett gefüllten Augustusplatz in der Innenstadt war zu einem Friedensgebet in die Leipziger Nikolaikirche mit dem ehemaligen Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer eingeladen worden. Führer erinnerte an die Bedeutung der Nikolaikirche, die am 9. Oktober 1989 zu einem der Ausgangspunkte der Demonstration wurde.

Die anschließende "Rede zur Demokratie" hielt der ungarische Schriftsteller und damalige Oppositionelle György Dalos. Er forderte dazu auf, die Errungenschaften von 1989 stärker zu schützen. "Europa und die Demokratie müssen ihre Anziehungskraft behalten", sagte er. Mit Blick auf die aktuelle Politik seines Heimatlandes sagte er, Ungarn müsse darum kämpfen, sein Ansehen nicht zu verlieren.

Während der Feierlichkeiten wurden auch andere kritische Stimmen laut. Zahlreiche Bürger unterzeichneten in der Nikolaikirche eine Petition an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen die Einschränkung der Pressefreiheit in Ungarn. Anlass ist der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán bei der Bundeskanzlerin an diesem Donnerstag.

Leipzig erinnert traditionell mit einem städtischen Gedenktag an die großen Montagsdemonstrationen gegen das SED-Regime. Am 9. Oktober 1989, einen Monat vor dem Mauerfall, zogen mehr als 70.000 Demonstranten über den Innenstadtring der Messestadt. Seit 2009 feiern die Leipziger die politische Wende mit einem Lichtfest in der Innenstadt.