Autorin Juli Zeh: Krisen machen es der AfD leicht

Autorin Juli Zeh: Krisen machen es der AfD leicht

Hamburg (epd). Die Schriftstellerin Juli Zeh ist nicht überrascht über die guten Umfragewerte der AfD. „Durch das große Dreigestirn an Krisen - Corona, Ukraine und Klima - hat diese Partei es wahnsinnig leicht, alle abzuholen, die das Gefühl haben: Alles läuft aus dem Ruder“ sagte die Autorin dem Magazin „Stern“. „Es gibt sehr viele Menschen, die die Welt nicht mehr verstehen.“

Zeh, die seit Jahren in Brandenburg lebt und dort mit einer starken AfD konfrontiert ist, kritisierte auch die politische Prioritätensetzung. In strukturschwachen Regionen sei „der Karren einfach an der Wand, da ist geschlampt worden, da wurden viele klassische Aufgaben des Staates aufgegeben oder vernachlässigt“, kritisierte die Schriftstellerin.

Die Autorin und Sozialdemokratin warf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor, im Umgang mit abgehängten Teilen der Gesellschaft den falschen Ton zu treffen. „Hätte Scholz mich gefragt, ob Respekt der Wahlkampfterminus sein soll, hätte ich gesagt: auf keinen Fall! Ich kenne niemanden, der sagen würde: Ich wünsche mir Respekt“, sagte Zeh.

„Diese Sonntagsreden vom Respekt wirken so hilflos“, fügte sie hinzu. „Respekt klingt wie: Lasst uns nichts tun, aber dafür nett zueinander sein.“ Die Aufgabe von Politik bestehe nicht darin, den Wählern Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, sondern für möglichst stabile und einigermaßen gerechte Lebensbedingungen sorgen.