Berlin (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die jesidische Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad im Kanzleramt zum Gespräch getroffen. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin mitteilte, sprachen sie über den Überfall der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf die Sindjar-Region vor fast neun Jahren, am 3. August 2014. Deutschland unterstütze die geflohenen und vertriebenen Jesidinnen und Jesiden, auch um ihnen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen, hieß es. Scholz und Murad hätten sich zudem über die Bedeutung des Einsatzes gegen sexualisierte Gewalt in Konflikten ausgetauscht.
Murad ist 2018 für ihren Kampf gegen sexuelle Versklavung mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Die Angehörige der religiösen Minderheit ist über ein baden-württembergisches Härtefall-Aufnahmeprogramm vor etwa acht Jahren nach Deutschland gekommen. Als IS-Dschihadisten 2014 die Heimat der Jesiden am nordirakischen Sindschar-Gebirge überfallen hatten, war sie gemeinsam mit zahlreichen anderen Jesidinnen verschleppt und versklavt worden.
Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. Jesiden werden immer wieder verfolgt und diskriminiert. Im Januar erkannte der Bundestag die Gräueltaten des IS an den Jesiden als Genozid an.