Nairobi, Bamako (epd). Der Sahel-Experte Ibrahim Maiga befürchtet mit dem Ende der UN-Friedensmission ein Macht- und Sicherheitsvakuum in Mali. Der Abzug müsse gut koordiniert werden, um die Menschen zu schützen, sagte Maiga von der Denkfabrik „Crisis Group“ dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bamako. Die internationalen Partner und die Regierung müssten einen Weg finden, um in Zukunft zusammenzuarbeiten. Kritisch sei die Lage vor allem im Norden und Osten des Landes. Der UN-Sicherheitsrat hatte am 30. Juni das Ende der Minusma-Mission beschlossen, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Bis zum Jahresende müssen die mehr als 13.000 Blauhelmsoldaten sowie die zivilen Mitarbeitenden aus Mali abziehen.
Nach dem Aus der französischen Anti-Terror-Operation Barkhane im vergangenen Jahr habe es zwar nicht den befürchteten Kollaps gegeben, sagte Maiga. Aber der Druck vom „Islamischen Staat“ sei besonders in der Region um die Stadt Ménaka gestiegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gegend von der Regierung völlig vernachlässigt werde, obwohl die humanitäre Lage dort beunruhigend sei.
Der Experte kritisierte, dass die malische Regierung zwar in den Sicherheitsbereich, nicht aber in andere wichtige staatliche Strukturen wie Bildung und soziale Versorgung investiert habe. Viele Vertreter von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen befürchteten, dass ohne die Unterstützung durch die UN-Mission in manchen Gegenden Projekte nicht mehr umsetzbar seien, sagte Maiga. „Der malische Staat muss bereit sein, jetzt mehr Verantwortung übernehmen.“ Auch internationale Partner wie die EU haben in den vergangenen Jahren in den Aufbau der malischen Armee investiert.
Die Militärbasen der Minusma werden in den kommenden Monaten an die Armee übergeben. Diese habe sich grundlegend verändert und sei viel besser ausgestattet als zu Beginn der Krise im Jahr 2012, sagte Maiga. Sie habe auch mehr und besser ausgebildete Soldaten, die zudem motivierter seien. So begebe sich die Armee tatsächlich in Kämpfe mit bewaffneten Gruppen. Zugleich ist die Armee laut UN-Berichten allerdings mutmaßlich an Massakern an Zivilisten beteiligt.
Auslöser für die Krise in Mali war ein Aufstand von Tuareg-Rebellen im Norden des Landes, die sich von der Regierung nicht repräsentiert fühlten. Islamistische Gruppen nutzten das entstandene Machtvakuum und eroberten viele Gebiete im Norden. Seit 2020 hat das Militär in dem Sahel-Staat zweimal geputscht.