Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Angesichts der humanitären Krise in Äthiopien dringt „Ärzte ohne Grenzen“ auf die Wiederaufnahme der Nahrungsmittelverteilungen in dem afrikanischen Land. Mehr als 20 Millionen Menschen seien darauf angewiesen, insbesondere Flüchtlinge und Vertriebene, erklärte die Hilfsorganisation am Freitag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Die Verteilung von Lebensmitteln müsse „in vollem Umfang und regelmäßig wieder aufgenommen werden“.
Nach der mutmaßlichen Entwendung von Hilfsgütern hatte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) Anfang Juni die Nahrungsmittelverteilungen in Äthiopien eingestellt. Schon vor der Aussetzung der Hilfe hätten die medizinischen Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ alarmierend hohe Raten akuter Mangelernährung festgestellt, sagte Landeskoordinatorin Cara Brooks. Die Aussetzung sei eine alarmierende Entwicklung. „Die humanitäre Lage im ganzen Land ist schon jetzt katastrophal.“
Nach einem zwei Jahre andauernden Krieg sind vor allem in der Region Tigray Millionen von Menschen auf Hilfe angewiesen. Im November 2022 hatten sich die Zentralregierung und die in der Region regierende Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) auf ein Friedensabkommen geeignet. Humanitäre Hilfe für die Bevölkerung wurde teils blockiert. Zudem sind Teile des Landes von einer seit Jahren andauernden Dürre betroffen.
Bereits Anfang Mai hatte das WFP nach Berichten über die Zweckentfremdung von Hilfsgütern die Essensverteilungen in Tigray eingestellt. Etwa einen Monat weitete die UN-Agentur die Aussetzung auf ganz Äthiopien aus. Die Vorfälle sollen gemeinsam mit der äthiopischen Regierung aufgeklärt werden. Andere Programme, etwa für mangelernährte Kinder, laufen weiter.