Aachen (epd). Rund 150 Vertreterinnen und Vertreter von Glaubensgemeinschaften und Kirchen in aller Welt haben von der EU ein Lieferkettengesetz mit wirksamem Schutz für Mensch und Umwelt gefordert. In einer am Mittwoch vom katholischen Hilfswerk Misereor veröffentlichten gemeinsamen Erklärung riefen sie die Europäische Union auf, Menschenrechte, Umwelt und Klima in den Geschäften von Unternehmen zu sichern.
Ein Gesetz ohne Schlupflöcher sei nötig, fordern die Unterzeichnenden. „Unsere Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt prangern seit langem die negativen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf ihre Gemeinschaften und die Umwelt an“, heißt es in der Erklärung. Die EU müsse nun zum Vorreiter im Kampf gegen unternehmerischen Missbrauch werden.
„Die Ausbeutung von Menschen und Natur in der globalisierten Wirtschaft muss beendet werden“, betonten dazu der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, einer der deutschen Unterzeichner der Erklärung, und Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. In der Demokratischen Republik Kongo würden für die Palmölindustrie Regenwald abgeholzt und Menschen vertrieben, erklärte Burger. Ölkatastrophen wie vor der peruanischen Küste zerstörten die Lebensgrundlagen einheimischer Fischer. In Brasilien brächen unsichere Dämme von Bergbauunternehmen und begrüben ganze Dörfer unter giftigem Schlamm, und in Pakistan und Bangladesch stürben Menschen aufgrund von fehlenden Sicherheitsmaßnahmen bei Bränden und Fabrikeinstürzen. „Das sind keine unvermeidbaren Schicksale und Unfälle, sondern das Ergebnis unverantwortlicher Geschäftspraktiken.“
Lückenhafte Gesetze und praktische Hürden verhinderten bislang, dass Betroffene und Hinterbliebene die verantwortlichen Unternehmen zur Rechenschaft ziehen und Schadensersatz einklagen können, ergänzte Spiegel. Das neue EU-Lieferkettengesetz müsse diese Hürden beseitigen und den Zugang zu Recht für die betroffenen Menschen maßgeblich erleichtern.